“Ringe der Macht”

von 15. November 2019

Nachdem er über 100 Jahre in Vergessenheit geraten war, wurde 2001 im Depot des Landesmuseums für Vorgeschichte ein silberner Fingerring mit einer geheimnisvollen Inschrift wiederentdeckt. Gefunden wurde er 1898 im heute sächsischen Paußnitz. Auf jeder der zwölf Seiten des Kleinods befindet sich ein Schriftzeichen. Diese Inschrift konnte 2002 entschlüsselt werden: Der Wortlaut ›NAINE MI XPS‹ (›Verneine mich, Christus‹) formuliert den Wunsch des Ringträgers nach der vollkommenen Selbstaufgabe für das Erlangen des Seelenheils. Der mystische Inschriftenring von Paußnitz steht im Zentrum der Sonderausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte, die anhand ausgesuchter Preziosen den Kosmos der zahlreichen Ringtraditionen seit der Vorgeschichte veranschaulicht. Ringe, die selber Macht besitzen. Ringe, die Macht beziehungsweise den Status des Trägers ausdrücken. Oder Ringe, die Macht vermitteln können. Sie alle veranschaulichen die verschiedenen Ringtraditionen der europäischen Menschheitsgeschichte – waren sie doch fortwährend bedeutende Herrschafts- und Statussymbole.

Die Schau präsentiert von den ältesten bekannten Fingerringen über die goldenen Armringe der bronzezeitlichen Fürsten und den Torques der Kelten bis zu Tolkiens EINEM RING ein spektakuläres Panorama von Ringen der Macht. Amulettringe und Insignien beleuchten spirituelle und weltliche Facetten der Macht bis hin zur ideellen Vorstellung des Rings als Liebespfand. In die Zeit um 1500 v. Chr. datiert die jüngst entdeckte Bronzehand von Prêles im Kanton Bern. Sie wird zum ersten Mal außerhalb der Schweiz präsentiert. Ebenso sind der riesige keltische Silberring von Trichtingen oder der Ring der hl. Elisabeth von Thüringen aus dem 14. Jahrhundert bedeutende Highlights der Ausstellung.

Die Referentin Susanne Kimmig-Völkner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (LDA) und Kuratorin der Ausstellung „Ringe der Macht“. Die Kunsthistorikerin stellt in ihrem Vortrag die Ausstellung vor und führt, ausgehend vom Ring von Paußnitz, in die Ideen- und Glaubenswelt des Mittelalters ein. Der Vortrag am Sonnabend, 23. November 2019, beginnt um 18 Uhr. Der Eintritt beträgt 4,00€.

Wer schon den Tag in der Arche Nebra verbringen will: Das Besucherzentrum mit seiner Präsentation zur Geschichte der Himmelsscheibe von Nebra und der Planetariumsshow zur astronomischen Deutung der Scheibe ist von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Information unter Tel. 034461 25520.