Tag der offenen Tür im Stasi-Unterlagen-Archiv Halle

von 23. September 2021

Unter dem Titel “Akten, Aufarbeitung und deutsche Einheit” diskutieren die neue Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur Evelyn Zupke, die Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, Birgit Neumann-Becker und die neue Leiterin des Stasi-Unterlagen-Archivs, Vizepräsidentin im Bundesarchiv Alexandra Titze. Gemeinsam mit Moderator Kai Langer, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt, betrachten sie die Aufarbeitungslandschaft im Bundesland und in Deutschland und diskutieren Strategien für die Weiterentwicklung und den Diskurs mit der nächsten Generation.

Das Programm gibt ansonsten Einblicke in die Arbeit des Hallenser Archivs und lädt zum Mitmachen und Selber-Akten-Lesen ein sowie zur Erkundung der historischen Liegenschaft, aber auch zur Begegnung mit dem “Gedächtnis der Nation” und der Aufgabenvielfalt des Bundesarchivs, das seit dem Juni 2021 auch für das Stasi-Unterlagen-Archiv verantwortlich ist.

Am Freitag, 24. September, geht es los mit einer Führung über das Gelände der ehemaligen Bezirksverwaltung der Stasi in Halle, anschließend bietet die Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur eine Bürgerberatung an.

Am Dienstag, 28. September, erzählt Zeitzeuge und Buchautor Lothar Rochau seine bewegende Lebensgeschichte, die er gerade in seinem Buch “Marathon mit Mauern” veröffentlicht hat. Der 1952 geborene Lothar Rochau war evangelischer Jugenddiakon in Halle-Neustadt und engagierte sich in Friedens- und Menschenrechtsgruppen. Nachdem er 1982 zusammen mit Freunden eine Denkschrift verfasst hatte, inhaftierte die Stasi ihn wegen “staatsfeindlicher Hetze” in Halle. Er wurde verurteilt, kam in Haft und wurde zur Ausreise gedrängt.

Am Tag des offenen Archivs, am 1. Oktober können sich Besuchende an verschiedenen Experten-Stationen im Archiv mit Schicksalen auseinandersetzen, die in den Akten dokumentiert sind, zum Beispiel Karteikarten und Aktenmaterial zum Fall Rochau sehen. Die interaktive Spurensuche lädt zur Entschlüsselung von Standorten vieler hunderter Fotos ein. Mitarbeitende aus dem Stasi-Unterlagen-Archiv Magdeburg geben Einblick in die Rekonstruktion zerrissener Unterlagen.

Wer das “nationale Gedächtnis” in seiner ganzen Vielfalt kennen lernen möchte, hat dazu im multimedialen Kubus der Bundesarchiv-Ausstellung” Geschichte und Erinnerung” Gelegenheit, die noch bis zum 18. November in der Außenstelle zu sehen ist. Höhepunkt des Tages ist die Diskussion der Bundesbeauftragten für die Opfer der SED-Diktatur Evelyn Zupke mit der Landesbeauftragten für die Aufarbeitung der SED-Diktatur in Sachsen-Anhalt Birgit Neumann-Becker und der Leiterin des Stasi-Unterlagen-Archivs, Vizepräsidentin im Bundesarchiv Alexandra Titze unter dem Titel “Akten, Aufarbeitung und deutsche Einheit”.

Sonder-Programme für Schulklassen

Noch bis zum 1. Oktober können Schulklassen im Stasi-Unterlagen-Archiv ein gesondertes Programm buchen, zu dem die Arbeit mit Stasi-Dokumenten in einem gesonderten Veranstaltungszelt neben der Außenstelle gehört. Für die Angebote zur politischen Bildung wird um telefonische Anmeldung gebeten: 0345-61 41 28 15

Vom 29. September bis 1. Oktober werden zudem im Stasi-Unterlagen-Archiv Halle auch Filme für die junge Generation gezeigt: der Animationsfilm “Fritzi – Eine Wendewundergeschichte” und der Spielfilm “Die Klasse – Berlin ’61” stehen auf dem Programm.

Das Wirken der Stasi im heutigen Bundesland über 40 Jahre lässt sich imLänderheft “Stasi in Sachsen-Anhalt”in einem fundierten Überblick gut nachvollziehen. Es ist vor Ort erhältlich sowie auchonline unter den Publikationen.

Informationen zum gesamten Programm