Vom Blutbild zur Blutmusik: Genexpressionsdaten als Kompositionsmaterial

von 26. Januar 2018

Die verschiedenen Zelltypen in unserem Körper tragen im Wesentlichen die gleichen Gene, nutzen diese aber unterschiedlich. Nicht alle Gene sind in allen Zellen gleich aktiv. Derartige Unterschiede in der so genannten Genexpression sind auch ein wesentlicher Aspekt für die Charakterisierung von Krankheiten und lassen sich mit modernen molekularbiologischen Methoden umfassend untersuchen. Die dabei anfallenden Datenmengen sind oftmals ausgesprochen groß, und nur mit Hilfe mehr oder weniger aufwändiger computergestützter Verfahren lassen sich aus den Daten die für die jeweilige Fragestellung relevanten Informationen herausfiltern. Der Referent entwickelte für die Analyse und Präsentation von Genexpressionsdaten ein neues Verfahren, welches die Umwandlung von Daten in Musikstücke zur Grundlage hat. Primär für die Zielsetzung entwickelt, Unterschiede zwischen verschiedenen Zelltypen (z. B. Tumorzellen und normalen Zellen) zu erkennen, lässt sich die Methode auch als Kompositionstechnik verwenden. Obwohl die hierbei entstehenden Melodien durch die zugrunde gelegten Daten streng determiniert sind, ergeben sich für den Komponisten unendlich viele Eingriffsmöglichkeiten in den Prozess, so dass genügend Platz für die künstlerische Gestaltung bleibt.

Martin S. Staege wurde 1965 in Kassel geboren und studierte Biologie und Chemie an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Nach Aufenthalten in München und Bielefeld leitet er seit 2001 das Forschungslabor der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Sein Forschungsgebiet umfasst immunologische, zell- und molekularbiologische Untersuchungen im Bereich der Krebsforschung.

Der Eintritt zum Vortrag ist frei.

Mittwoch, 31. Januar 2018, 19.30 Uhr, Händel-Haus

Die Vorträge der Reihe „Musik hinterfragt“ werden vom Freundes- und Förderkreis des Händel-Hauses zu Halle e. V. freundlicherweise unterstützt.