Ausbildung oder Studium?

von 7. Dezember 2020

Einen Beruf ergreifen? Schwierig, in Zeiten von Kurzarbeit und Home-Office das passende Unternehmen zu finden. Ein Jahr ins Ausland oder ein freiwilliges Jahr? Auch nicht gerade vorteilhaft, wenn ein Virus das Reisen verhindert und das ehrenamtliche Arbeiten in vielen Einrichtungen unmöglich macht. Doch Corona hin oder her, die grundsätzliche Frage bleibt: Ausbildung oder Studium? Die Experten geben einen Überblick.

Duale Ausbildung–die Zeit drängt

Wer mit einer betrieblichen Ausbildung liebäugelt, sollte sich sputen. Um sich im Sommer 2021 einen Ausbildungsplatz zu sichern, sollten Bewerbungen noch im Dezember verschickt werden. Die Ausbildung findet dual statt, d.h. Theorie und Praxis werden kombiniert. Die Praxis erlernt man im Betrieb, während man sein theoretisches Wissen in der Berufsschule vertieft. Die findet entweder blockweise über mehrere Wochen am Stück oder an festen Tagen ein bis zweimal wöchentlich statt. Neben fachtheoretischem Unterricht werden hier auch Fächer wie z. B. Deutsch oder Fremdsprachen unterrichtet.

Die vollzeitschulische Ausbildung

Der Schwerpunkt dieser Ausbildungsvariante liegt auf der Theorie, daher findet die Ausbildung fast ausschließlich in einer Berufsfachschule statt. Typische Berufsfelder sind das Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen. Aber auch Informationstechnologie, Textildesign oder Ergotherapie finden in vollzeitschulischer Ausbildung statt. Die Experten weisen darauf hin, dass ein Abschluss staatlich anerkannt sein muss, um in ganz Deutschland Gültigkeit zu haben. Zur Ausbildung gehören diverse Pflichtpraktika, die Einblicke in die Praxis gewähren. Geld gibt es bei dieser Ausbildung allerdings nicht, im Gegenteil: Oft verlangen private Träger ein Schulgeld. Finanzielle Unterstützung kann es in Form einesSchüler– oderAufstiegs-Bafögsgeben. Das Aufstiegs-Bafög erhalten Auszubildende, die in ihrem Beruf eine Fortbildung anstreben, zum Beispiel zum Meister oder Fachwirt.

Das Studium

Corona-bedingt startete das diesjährige Semester statt im Oktober erst am 11. November. Wer sich noch etwas Zeit gelassen hat und erst nächstes Jahr den akademischen Weg einschlagen möchte, kann zwischen Universität oder Fachhochschule wählen. Und obwohl durch Corona wahrscheinlich auch im nächsten Jahr nur bedingt möglich, bieten viele Hochschulen weiterhin Studienaufenthalte im Ausland an.

Wer sich für einen zulassungsfreien Studiengang entscheidet, kann sich zum Herbstsemester direkt an der ausgewählten Uni bewerben. DieFristenkönnen allerdings je nach Uni und Studiengang variieren. Gibt es mehr Bewerber als Studienplätze, sind Studiengänge aber oft NC (Numerus clausus)-beschränkt. Dabei können je nach Hochschule neben der Abiturnote auch andere Aspekte eine Rolle spielen, wie z. B. die Note in einem Eingangstest, der Nachweis von Praktika oder Fremdsprachenkenntnisse.

Sonderfall Medizin

Wer Medizin, Pharmazie, Tiermedizin oder Zahnmedizin studieren möchte, kann sich ausschließlich über die Plattform‚hochschulstart.de‘bewerben, da diese Studiengänge bundesweit zulassungsbeschränkt sind und nur zentral vergeben werden.

Studienabschlüsse

Die Basis bildet das drei- bis vierjährige Bachelorstudium (B. A.), das mit einer Bachelorarbeit im letzten Semester beendet wird. Wer die erworbenen Fachkenntnisse vertiefen möchte, kann weiterstudieren und nach ein bis zwei Jahren den Master (M. A.) erwerben. Bei einigen Studienfächern wird die Abschlussprüfung in Form eines Staatsexamens von einer staatlichen Prüfungskommission abgenommen, z. B. in Medizin, Jura oder bei Lehramtsstudiengängen. Je nach Fach kann man nach drei bis fünf Jahren das Erste Staatsexamen ablegen. Anschließend geht es in der Regel für zwei Jahre in die berufliche Praxis, bevor das Studium mit dem Zweiten Staatsexamen endgültig abgeschlossen wird.

Duales Studium

Um einen Uniabschluss mit betrieblicher Praxis zu kombinieren, kann man neben dem Bachelorstudium an einer Hochschule im sogenannten ausbildungsintegrierenden Studium gleichzeitig eine duale Berufsausbildung in einem Unternehmen absolvieren. Beide Teile sind eng miteinander verknüpft und die Lerninhalte bauen aufeinander auf. Meist sind es die etwas praxisorientierteren Fachhochschulen, die duale Studiengänge anbieten, aber es gibt auch duale Hochschulen.

Freiwilliges Jahr

Wer noch etwas Bedenkzeit benötigt, kann sie sinnvoll nutzen und beispielsweise ein Jahr lang ehrenamtlich arbeiten. Das ist zwar in vielen Bereichen aufgrund der Corona-Pandemie nur eingeschränkt möglich, doch die ARAG Experten empfehlen das Freiwillige Jahr trotzdem. Es ist staatlich gefördert, bietet eine gute Gelegenheit, mögliche Berufsbereiche anzutesten und zeigt nicht zuletzt persönliches Engagement, was potenzielle Arbeitgeber immer zu schätzen wissen.

Die ehrenamtliche Auszeit kann man bei einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) im sozialen Bereich machen oder dem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ), in dem man sich im Umwelt- und Naturschutz engagiert. Wer im Bereich Sport, Kultur oder Integration aktiv werden möchte, kann dies beim Bundesfreiwilligendienst (BFD) tun. Der Zeitraum des Freiwilligen Jahres liegt zwischen sechs und höchstens achtzehn Monaten. Dabei werden Unterkunft und Verpflegung vom Träger gestellt, einen Lohn gibt es nicht. Zumindest ein Taschengeld wird aber oft gezahlt. Das Gute am Freiwilligen Jahr: Die Zeit wird als Wartesemester für ein Studium angerechnet. Allerdings gibt es für FSJ und FÖJ eine Altersgrenze von 16 bis 26 Jahre.

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