Billig heißt nicht immer gut

von 14. Juni 2012

Laut einer aktuellen Studie des Kieler Gesundheitsökonoms Thomas Drabinski und der Frankfurter Beratungsfirma PremiumCircle “leisten mehr als 80 Prozent der Tarifsysteme in der privaten Krankenversicherung (PKV) weniger als die gesetzliche Krankenversicherung”. Dieses Ergebnis der Studie ist für die Verbraucherschützer keine neue Erkenntnis. Aus dem Beratungsalltag ist bekannt, dass Vertreter einzelner privater Krankenversicherungen Verbraucher häufig mit konkurrenzlos günstigen Beiträgen in so genannte “Magertarife” locken. Gerade Kleinselbstständige entscheiden sich aus finanziellen Gründen oftmals gegen eine freiwillige Mitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und für einen “billigeren” Tarif in der privaten Krankenversicherung, ohne sich dem eingeschränkten Leistungsumfang der vereinbarten Tarife im Einzelnen bewusst zu sein. Weniger Beitrag heißt in diesem Fall tatsächlich auch weniger Leistung. Wird beispielsweise eine Anschlussheilbehandlung, eine Psychotherapie oder häusliche Krankenpflege benötigt, dann sind diese Leistungen in den sog. “abgespeckten” Tarifen in der PKV regelmäßig nicht enthalten. Verbraucher, die gut verdienen, verbeamtet werden oder sich selbständig machen wollen, stehen oftmals vor der Frage, ob sie von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung wechseln sollen. Für die einen sind bessere Leistungen und der Status als Privatpatient verlockend, für die anderen sind die (zunächst) günstigeren Beiträge ausschlaggebend. In jedem Fall, so die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt, will dieser Schritt gut überlegt sein. Eine allgemeingültige Empfehlung für die gesetzliche (GKV) oder private Krankenversicherung (PKV) gibt es nicht, es ist immer auf den Einzelfall abzustellen. Die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt e.V. unterstützt bei der Entscheidungsfindung. Ein 5-seitiges Informationsmaterial (Schutzgebühr 2,50 Euro) ist in allen Beratungsstellen verfügbar. Haben sich für Verbraucher für die PKV entschieden, gilt es, die richtige Anbieter- und Tarifwahl zu treffen. In keinem anderen Bereich der Versicherungswirtschaft wird ein Preis- und Leistungsvergleich so schwer gemacht, wie in der PKV. Die Versicherer bieten verschiedene Baukastensysteme an, aus denen man sich durch Kombination ein individuelles Versicherungsschutzpaket schnürt. Bei den Leistungen gibt es große Unterschiede. Diese kennen die sachsen-anhaltinischen Verbraucherschützer. Mit Hilfe einer entsprechenden Vergleichssoftware kann beispielsweise herausgefiltert werden, welcher Tarif Einschränkungen bei Psychotherapie-Leistungen vorsieht, ob die Kurortklausel aufgehoben ist oder welche Erstattungsbegrenzungen bei Brillen und Kontaktlinsen vorgesehen sind. Interessierte Verbraucher können dieses Angebot einer  datenbankgestützten PC-Beratung in den Beratungsstellen Halle, Magdeburg und Dessau nutzen. Zu diesem Zweck sollte möglichst ein persönlicher Beratungstermin vereinbart werden.