Einbruchschutz vor Reisebeginn

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von 6. Juli 2017

Führende Musiker der neuen Berliner Barock-Szene haben sich der Musikvielfalt Halles zwischen Reformation, Pietismus und Romantik angenommen. Sie laden mit der weltweit engagierten Sopransolistin Martina Rüping und dem Meistertenor für Alte Musik Michael Schaffrath als Ensemble Baroccore zu einem einmaligen Konzert ein. Auf historischen Instrumenten werden Werke von Samuel Scheidt, Friedrich Wilhelm Zachow Georg Friedrich Händel sowie Daniel Gottlob Türk erklingen. Ein besonders seltenes Musikerlebnis werden die wenig bekannten Lieder Paul Gerhardts in Fassungen des Gesangbuches von Johann Anastasius Freylinghausen sein, die am authentischen Ort aufgeführt werden.

Halle präsentierte sich in der frühen Neuzeit und noch vor dem Dreißigjährigen Krieg als Stadt mit ausgeprägtem kulturellem Profil. Den Musikern boten der Hof der Administratoren des Erzstifts Magdeburg sowie die drei Stadtkirchen St. Marien, St. Ulrich und St. Moritz, zahlreiche Möglichkeiten. Die Kirchenmusik selbst hatte durch die Reformation neue Bedeutung und vor allem neue Impulse erhalten. Der erste einer bemerkenswerten Reihe prominenter hallescher Komponisten ist Samuel Scheidt (1587-1654), dessen Werk auf dem Gebiet der vokalen Kirchenmusik ebenso bedeutsam ist wie auf dem der Orgelmusik. Von ihm erklingen in der ersten Hälfte des Konzertes Werke aus den 1644 veröffentlichten „Siebzig Symphonien“ und den „Geistlichen Konzerten II (1634) und IV (1644)“.

1684 berief man den damals 21-jährigen Friedrich Wilhelm Zachow (1663-1712) auf die Organistenstelle an der Marienkirche. Das repräsentative Amt beinhaltete neben dem normalen Orgeldienst die Leitung des städtischen Chorus Musicus sowie die Gestaltung der in dreiwöchigem Zyklus stattfindenden großen Kirchenmusiken. Namentlich für letzteren Aufgabenbereich hat Zachow zahlreiche Messen und Kantaten komponiert, von denen zwar nur eine relativ geringe Anzahl erhalten ist, die ihn aber als unmittelbaren Vorgänger von J. S. Bach ausweisen. Durch seine Rolle als Lehrer von Georg Friedrich Händel erlangte er unfreiwillige Berühmtheit. Das Capriccio d-Moll für Orgel Solo und die Kantate „Ich bin sicher und erfreut“ werden im zweiten Teil des Konzertes Zachows musikalisches Wirken würdigen.

Ab 1704 verbreitete sich von Halle aus eine neue Musik. Das von August Hermann Francke vor den Toren der Stadt gegründete Hallesche Waisenhaus entwickelte sich zu einem Zentrum des Pietismus, der in vielerlei Hinsicht eine Rückbesinnung auf die Grundwerte der Reformation war. Der Theologe, Pädagoge und Pietist Johann Anastasius Freylinghausen (1670–1739) veröffentlichte im Verlag des Halleschen Waisenhauses ein Gesangbuch, das später als »Freylinghausensches Gesangbuch« bekannt wurde. Es handelt sich um die größte Sammlung von geistlichen Liedern des deutschen Pietismus und erfuhr zahlreiche Neuauflagen. Mit ihr wird die zentrale Bedeutung augenfällig, die die Reformation dem von der Gemeinde getragenen Kirchengesang beimisst. Nach Luther nämlich macht das »Singen« das »Sagen« lebendig, sofern »Text und Noten, Accent, Weise und Geberde aus rechter Muttersprache und Stimme kommen«. Texte Paul Gerhardts in den Fassungen des Freylinghausenschen Gesangbuches sind kaum bekannt. Sie werden im zweiten Teil des Konzertes am authentischen Ort erklingen und diese neue Musik vorstellen.

Das Musikleben in Halle verliert in der beginnenden Romantik nicht an Lebendigkeit. Daniel Gottlob Türk (1750-1813) erhielt 1774 als damals 24-jähriger Komponist, Pianist, Pädagoge und Kirchenmusiker das Kantorat an der Ulrichskirche in Halle. Neben seinen Kompositionen für Klavier ist er heute vornehmlich durch seine didaktischen Schriften bekannt. Türk hat sich nicht nur um die Musik Händels verdient gemacht sondern brachte auch Werke von Haydn, Mozart, ja sogar Beethoven zur Aufführung. Er wird mit der Sonata VI für Klavier zum Konzert vertreten sein.

DIE MUSIKER

Das Ensemble Baroccore hat sich eigens für dieses einzigartige Erleben der Musikkultur in Halle zwischen Reformation, Pietismus und Romantik 2017 gegründet. Als gefragte Solisten wie auch als Ensemblemitglieder renommierter Barock-Orchester sind sie Künstler bei internationalen Musikfestivals gern gesehene Gäste. So gehören einige der Musiker als ständige Gäste dem Göttinger Händel-Festspielorchester, der Lautten Compagney Berlin, AKAMUS, Anima Eterna u. a. an.

Martina Rüping studierte in Dresden bei Prof. Ilse Hahn und in Zürich bei Elisabeth Schwarzkopf. Sie gewann erste Preise bei internationalen Gesangswettbewerben, beispielsweise dem Internationalen Koloraturgesangswettbewerb in Stuttgart 1994. Ebenso ist sie Preisträgerin des Deutschen Musikrates. Nach Festengagements an den Opernhäusern in Halle und Köln konnte sie sich schnell international als Interpretin der großen Opern-Partien von Händel, Mozart oder Richard Strauss etablieren. 9 Jahre infolge war sie Mitglied des Solistenensembles der Bayreuther Festspiele.

Michael Schaffrath wuchs in einem musikalischen Elternhaus auf und war Mitglied des Dresdner Kreuzchores unter Martin Flämig. Parallel zum Studium der Wirtschaftsinformatik nahm er Gesangsunterricht und studierte anschließend Alte Musik in Leipzig, Hauptfach Gesang. Neben vielfältigen solistischen Aufgaben – vorwiegend im oratorischen Bereich (Monteverdi, Bach, Händel, Mozart) – wirkt Michael Schaffrath in verschiedenen Ensembles für Alte Musik (Lautten Compagney Berlin, Weser Renaissance Bremen, Johann Rosenmüller Ensemble, Capella Sagitariana Dresden u. a.) sowie in Chören (Rheinische Kantorei, Balthasar Neumann Chor, Vocalconsort Berlin, Chor des NDR) mit.

Die güldene Sonne

Werke von Samuel Scheidt, Friedrich Wilhelm Zachow, Georg Friedrich Händel und Lieder Paul Gerhardts aus dem Freylinghausenschen Gesangbuch

Konzert im Freylinghausen-Saal der Franckeschen Stiftungen mit den Solisten:

Martina Rüping (Sopran)

Michael Schaffrath (Tenor)

Und dem Ensemble Baroccore Berlin

Eine Kooperation der Franckeschen Stiftungen mit der Stiftung Händel-Haus Halle

Sonntag, 26. November 2017 | 11.00 Uhr |Historisches Waisenhaus

Karten: 18/ 12 €, erm. 8 € für Schüler, Studenten und Jugendliche bis 18 Jahren, erhältlich an den bekannten Vorverkaufsstellen