Verschuldung ist immer auch eine menschliche Katastrophe

von 2. Juni 2021

In allen sozialen Schichten nimmt die Verschuldung zu. „Soziale Schuldnerberatung, die unsere Beratungsstelle anbietet, hat den gesamten Menschen in seinem sozialen Umfeld im Blick. Deshalb arbeiten wir in einem Beratungsnetzwerk eng mit anderen Beratungsstellen zusammen“, sagt Franziska Thalheim. Verschuldung schränkt die Lebensgrundlage vieler Menschen ein. Das ist nicht nur ein finanzielles Problem. Es geht um die Menschen hinter den Schulden, so wie es auch das Motto der Aktionswoche Schuldnerberatung „Der Mensch hinter den Schulden“ der Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatung der Verbände ausdrückt. Verschuldung ist immer auch im Einzelfall eine menschliche Katastrophe.

Nach Schätzungen sind – auch in Folge der Corona-Pandemie – zwei Millionen Soloselbstständige und Freiberufler von Überschuldung bedroht. „Es ist zu erwarten, dass sich die Verschuldensproblematik diesbezüglich ausweitet und verschärft. Wir sprechen da mittlerweile nicht mehr nur über Empfänger von Grundsicherung und im Niedriglohnsektor Beschäftigte. Jetzt drohen auch Menschen in Verschuldung zu geraten, die es vorher niemals für möglich gehalten hätten“, sagt Franziska Thalheim. Das zeige, dass zusätzliche gemeinnützige Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen nötig seien, vor allem im ländlichen Raum.

„Die Kommunen und die Länder müssen angehalten werden, eine angemessene personelle und materielle Ausstattung der Schuldnerberatungsstellen zu finanzieren. Dazu gehört auch die Berücksichtigung von tariflichen Löhnen und von Verwaltungs- und Sachkosten. Ein nicht ausreichendes Netz von Schuldnerberatungsstellen, das nicht auskömmlich finanziert ist, kommt den Kommunen und Ländern am Ende teurer zu stehen. Jeder Verschuldete, dem nicht gut geholfen werden kann, droht eine zusätzliche Belastung für die Kommunen und die Länder bei dem Bezug von Sozialleistungen zu werden“, sagt die Schuldnerberaterin.

Menschen, die in finanzielle Not geraten seien, benötigten – unabhängig von ihrer Einkommenssituation – kompetente Unterstützung. Daher müsse endlich ein Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung für alle ins Gesetz geschrieben werden. Franziska Thalheim begrüßt ausdrücklich die jüngste Reform des Insolvenzrechtes, nach der es möglich ist, nach drei Jahren eine Schuldenbefreiung zu erhalten.

Doch nun sind weitere Reformen notwendig. Die Verbände fordern, die Speicherfristen von Schuldendaten bei Auskunfteien deutlich zu kürzen. Dass bei der Schufa Schuldendaten weitere drei Jahre nach Ende des dreijährigen Insolvenzverfahrens gespeichert bleiben, erschwert ehemals Verschuldeten den Neustart. Für sie ist es zum Beispiel schwer bis unmöglich, unter diesen Bedingungen eine neue Wohnung zu finden. Wohnen aber ist ein Menschenrecht, das Überschuldeten oder von Armut Bedrohten nicht vorenthalten werden darf. Daher fordern sie eine Speicherfrist bei der Schufa von höchstens einem, besser einem halben Jahr.

Die Aktionswoche Schuldnerberatung wird veranstaltet von der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV). In ihr haben sich Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege auf Bundesebene, der Verbraucherzentrale Bundesverband und die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung zusammengeschlossen.

Kontakt zur Schuldner- und Insolvenzberatung der AWO Halle-Merseburg

Einrichtungsleitung: Franziska Thalheim

Hallorenstraße 31a

06122 Halle/S.

Tel.: 0345 78287932 sowie 0345 68276832

Fax: 0345 97726541

Mail: sib@awo-halle-merseburg.de

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