Weniger Überschuldete in Sachsen-Anhalt

von 10. November 2015

Die Creditreform-Analyse zeigt aber, dass die Schuldner-quote, die sich aus der Zahl der überschuldeten Personen im Verhältnis zur Zahl der erwachsenen Einwohner ergibt, von 12,57 auf 12,59 Prozent weiter gestiegen ist. Ursäch-lich dafür war, dass die Bevölkerung in den relevanten Al-tersgruppen stärker zurückging (-0,9 Prozent) als die Zahl der Überschuldeten. Im bundesdeutschen Trend stieg die Schuldnerquote in ähnlicher Größenordnung wie in Sach-sen-Anhalt; von 9,90 auf 9,92 Prozent

„Harte“ Überschuldung nimmt aber zu
Der Rückgang der Überschuldung in Sachsen-Anhalt be-trifft jedoch ausschließlich die Gruppe der Personen mit weichen Überschuldungsmerkmalen. „Private Überschul-dung in Sachsen-Anhalt verhärtet sich“, sagte Martin Plath, Prokurist bei der Wirtschaftsauskunftei Creditreform in Hal-le anlässlich der Vorstellung des SchuldnerAtlas. So habe sich die Zahl der Personen, die bereits gerichtliche Nega-tiveinträge aufwiesen, weiter erhöht. 133.898 Personen (2014: 13.487) und damit die Mehrzahl der überschuldeten Einwohner Sachsen-Anhalt zeige mittlerweile eine solch hohe Überschuldungsintensität. „Der kreditfinanzierte Kon-sum der vergangenen Jahre hat viele Überschuldungspro-zesse in negativer Hinsicht beschleunigt“, ergänzte Plath. Dazu beigetragen hätten auch die niedrigen Zinsen, die Sparen vergleichsweise unattraktiv machen.

Halle und Magdeburg marschieren in unterschiedliche Richtungen
In Halle (Saale) verringerte sich die Schuldnerquote der privaten Verbraucher gegenüber dem Vorjahr von 17,34 auf 17,13 Prozent. Dagegen wurde in der Landeshaupt-stadt Magdeburg eine erhöhte Schuldnerquote gemessen. 14,89 Prozent der erwachsenen Einwohner gelten mittler-weile als überschuldet (2014: 14,76 Prozent). Zudem stieg in Magdeburg gegen den Trend auch die Zahl der weichen Überschuldungsfälle. Insgesamt wurden in Halle zum Stichtag 1. Oktober 34.214 Überschuldungsfälle registriert (2014: 34.724), in Magdeburg waren es 29.834 (2014: 29.518).

Laut dem Creditreform Schuldneratlas haben sich die be-stehenden lokalen Unterschiede der Überschuldungssitua-tion der privaten Verbraucher in Sachsen-Anhalt verfestigt. Vor allem in den kreisfreien Städten ist die Spreizung der Schuldnerquote je nach Stadtgebiet erheblich. Diese reicht beispielsweise in Halle von 8,93 Prozent im Stadtgebiet mit der niedrigsten Überschuldung bis 28,97 Prozent im Stadt-gebiet mit der höchsten Überschuldungsintensität (Magde-burg: 10,66 bis 22,98 Prozent). „Die private Überschuldung in den Städten hat zwei Gesichter“, sagte Creditreform-Prokurist Plath. Mit all den dazugehörigen Entwicklungen sei dies eine große Herausforderung für die Kommune. Auch habe sich die Schuldnerquote tendenziell in größeren Gemeinden erhöht. In kleineren Gemeinden sei diese weitgehend konstant geblieben.

In sechs Landkreisen sinkt die Schuldnerquote
Der Landkreis Wittenberg weist mit 10,23 Prozent erneut die geringste Schuldnerdichte auf. Die höchste wurde in Halle gemessen (Schuldnerquote: 17,13 Prozent). Insge-samt hat sich in acht der 14 Landkreise und kreisfreien Städte des Landes die Schuldnerquote erhöht – am stärks-ten im Burgenlandkreis (von 11,04 auf 11,27 Prozent). Sechs Landkreise bzw. kreisfreie Städte verzeichnen rück-läufige Schuldnerquoten. Besonders ausgeprägt war diese positive Entwicklung im Landkreis Jerichower Land (von 11,82 auf 11,58 Prozent). Bezogen auf die absolute Zahl der überschuldeten Personen zeigt sich in fünf Landkrei-sen bzw. kreisfreien Städten Sachsen-Anhalts entgegen dem landesweiten Trend ein Anstieg. Negativspitzenreiter in dieser Hinsicht war der Burgenlandkreis, wo die Zahl der Überschuldeten von 17.947 auf 18.160 Betroffene stieg.

Kritisch bewertete der Creditreform-Prokurist Plath die jüngsten Erleichterungen im Verbraucherinsolvenzrecht. „Die Insolvenzordnung soll Betroffenen die Entschuldung ermöglichen, es soll nicht Anreiz zum sorglosen Umgang mit Schulden geben“, sagte Plath.