„Meine Stimme für mein Kind“ – Eltern fordern mehr Personal für mehr Bildung

von 2. November 2017

Landesweit wurden im Zeitraum von April bis Juni Familien von Krippen-, Kita- und Hortkindern befragt. Die Befragung erfolgte online-gestützt. Es gab 1.506 Rückmeldungen. Zudem wurden in acht Kitas Gesprächsrunden, so genannte World-Cafes, durchgeführt, an denen sich rund 200 Eltern beteiligten.

Die Auswertung liegt nur vor.

Die Kinderbetreuung in Sachsen-Anhalt hat demnach insgesamt für die Befragten ein gutes Niveau, das gehalten werden muss. Mit dem Umgang des vorhandenen Personals mit dem Kind sind Eltern sehr zufrieden, allerdings ist aus Elternsicht zu wenig Personal für die Anzahl der Kinder vorhanden.

Zwei Kernthemen sind insofern den Eltern besonders wichtig:

1. Mehr Personal für mehr Bildung

Eltern erkennen eindeutig, dass es mehr Erzieher*innen geben muss. Knapp 30 Prozent sehen hier entscheidenden Handlungsbedarf. Sie fordern mehr Personal in den Gruppen für mehr Bildung, feste Beziehungen und individuelle Förderung.

2. Öffnungszeiten halten – Ausnahmen als Sonderbedarfe mit flexiblen Angeboten unterstützen

Für die absolute Mehrheit der Befragten sind die Öffnungszeiten von 6 bis 18 Uhr ausreichend, obwohl fast jede zweite Familie mit atypischen Arbeitszeiten ihren Alltag gestalten muss und jede*/r Fünfte alleinerziehend ist. Im Abendbereich benötigen nur wenige Eltern eine Betreuung. Hierfür bedarf es flexibler Angebote.

Steffi Schünemann, Leiterin Verband und Sozialpolitik beim AWO Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.: „Die Familie in all ihrer Vielfalt hat für unsere Gesellschaft eine überragende Bedeutung. In ihr finden Menschen Liebe, Geborgenheit, Werte werden weitergegeben. Das „Füreinander da sein“ ist für uns unersetzlich. Trotz dieser enormen Bedeutung sind die realen Alltagsbedingungen für Familien jedoch ein Risikofaktor. Familienzeit wird weniger, die Arbeitsmarkterfordernisse fordern Flexibilität und versetzen Familien in Stress, der teilweise regelrecht zur Erschöpfung von Familien führt. Eltern müssen sich darauf verlassen können, dass ihr Kind in der Einrichtung gut betreut und begleitet wird. Mit der Befragung wollten wir die Familien und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt der Diskussion rücken. Die AWO möchte die Ergebnisse nutzen, um den politischen Handlungsbedarf aus Elternsicht darzustellen. Eltern wünschen sich für die Betreuung und Bildung ihrer Kinder gut ausgebildete und ausreichende Erzieher*innen, gute Bildungsangebote, eine gute Erziehungspartnerschaft von Erzieher*innen und Eltern, individuelle Förderung der Kinder, genügend Kita-Plätze für eine echte Kita-Auswahl und eine Kostenentlastung für Eltern.“

Der AWO als Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege sei ständig dabei bemüht, auch im politischen Raum, die Bedingungen in den Kitas und Horten des Landes zu verbessern – für die Kinder, ihre Familien und die Mitarbeiter*innen. „Familienstrukturen funktionieren, betont Steffi Schünemann und ergänzt: „Familien tun ihr Möglichstes, um Kinder im Familienumfeld betreuen zu lassen. Dort, wo das nicht gelingt, bedarf es flexibler Angebote zur Unterstützung, vor allem für bestimmte Berufsgruppen mit atypischen Arbeitszeiten oder von Familien mit besonderen Lebenssituationen. Ein Ansatz wäre, Unternehmen und Organisationen, die einen Beitrag zum Gemeinwohl leisten, beispielsweise Krankenhäuser, Pflegedienste oder die Polizei, und die sich nachhaltig für Familienfreundlichkeit bei der Organisation von Arbeit einsetzen, durch Unterstützungsprogramme bei der Schaffung von Sonderangeboten für Familien zu fördern.“
Die Ergebnisse der Befragung sowie den begleitenden Film zur Kampagne „Meine Stimme für mein Kind“ findet man unter kind.awo-sachsenanhalt.de. In Sachsen-Anhalt werden in 76 AWO Kitas und Horten nahezu 7000 Kinder betreut.