150 Jahre Kolpingsfamilie in Halle

von 1. November 2010

Katholiken gab es nach der von Martin Luther in Gang gesetzten Reformation lange Zeit so gut wie gar nicht in Halle (Saale). Das änderte sich erst vor gut 200 Jahren, als sich wieder die ersten katholischen Strukturen bildeten. Im Jahr 1860 wurde schließlich auch in der Saalestadt eine Kolpingsfamilie ins Leben. Sie hat ihren Ursprung in den katholischen Gesellenvereinen.

Eine handvoll Katholiken waren es damals, die an der Gründung beteiligt waren und sich fortan engagierten. Und heute blickt der katholische Bildungs- und Sozialverband in Halle in eine ungewisse Zukunft. Gerade einmal knapp 30 Mitglieder zählen die halleschen Kolpingfamilien, eine davon an der Heilig Kreuz Gemeinde angeschlossen. Ein Problem, das auch Propst Reinhard Hentschel anmahnte, die Sorge um den Nachwuchs ansprach. “Wir dürfen die Augen nicht vor der Realität verschließen.”

Das Kolpingwerk geht auf den Priester Adolph Kolping zurück, der ab 1848 in ganz Deutschland seine sozialen Gemeinschaften etablierte. Der erste Katholische Gesellenverein wurde 1846 in Elberfeld von dem Lehrer Johann Gregor Breuer gegründet. Obwohl die Vereinsstatuten von Breuer stammten, wurde Kolping zum Organisator dieser Gemeinschaften und zum Initiator eines sozialen katholischen Vereinswesens. Damit wollte er vor allem die jugendlichen Handwerker und die Familien im christlichen Geist erneuern. Der Verband der katholischen Gesellenvereine wurde in der Zeit des Nationalsozialismus verboten. Die Gesellenvereine haben sich in Kolpingsfamilien zusammengeschlossen und heimlich weitergetroffen. Das Kolpingwerk ist noch immer besonders dem Handwerk verbunden, obwohl die Mitglieder heute aus allen Berufszweigen kommen. In Deutschland gibt es etwa 2800 örtliche Kolpingsgruppen mit rund 275.000 Mitgliedern. Zum Kolpingdiözesanverband des Bistums Magdeburg gehören mehr als 1000 Frauen, Männer und Jugendliche. Derzeit gibt es im Bistum knapp 50 Kolpingsfamilien die auch während der DDR-Zeit sehr aktiv waren.