Abschied nach 47 Jahren

von 5. September 2009

Nach mehr als 40 Jahren Tätigkeit an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und am Universitätsklinikum Halle (Saale) hat sich Professor Dr. Hans-Gert Struck am Samstag in den Ruhestand verabschiedet. Mit der Martin-Luther-Universität ist Professor Struck seit 47 Jahren verbunden: 1962 begann er hier sein Humanmedizin-Studium, welches er 1968 abschloss.

Am 1. November 1968 hatte der Arzt seinen ersten Arbeitstag in der Uni-Augenklinik. "Ich hätte schon einen Monat früher anfangen können, doch die Olympischen Spiele in Mexiko wollte ich am Bildschirm verfolgen." Die Sportbegeisterung hält bis heute an, Tischtennis, Radfahren und Kieser-Training stehen auf seinem Programm. Seine Facharztausbildung beendet er 1973, wurde vier Jahre später Oberarzt der Klinik und habilitierte 1983. Zum Professor ernannte ihn das Land Sachsen-Anhalt jedoch erst 1993.

Den Begriff Ruhestand nimmt der 65-Jährige nicht wörtlich: Auch der Medizin bleibt er künftig verbunden. Zum einen als Weiterbildungskoordinator für die jungen Ärzte am halleschen Universitätsklinikum und zum anderen als Vertreter in verschiedenen Gremien der Bundes- und Landesärztekammer. Von den Organisatoren des Weltkongresses der Augenärzte im kommenden Jahr wurde Professor Struck gebeten, einen OP-Kurs abzuhalten. "Das Ausscheiden als Professor ist für mich kein Abschied von der Medizin." Er sei froh, dass er nach und nach seine Aufgaben reduzieren kann.

Der Augenarzt sagt von sich selbst: "Ich bin mit Leib und Seele Operateur." Als bundesweit anerkannter Experte auf dem Gebiet der Tränenwegschirurgie wird er in den kommenden zwei Jahren weiterhin regelmäßig am OP-Tisch des Universitätsklinikums stehen. Nicht nur Patienten aus Sachsen-Anhalt vertrauen auf seine Fähigkeiten. Auf etwa 500 Operationen im Jahr – nicht nur auf dem Gebiet der Tränenwegschirurgie – kann Professor Struck zurückblicken und stellt dabei fest: "Die Augenheilkunde hat in den vergangenen 40 Jahren eine rasante Entwicklung genommen, sowohl was die technischen, als auch medikamentösen Möglichkeiten anbelangt." Noch in den 80er Jahren galt beispielsweise der Glaskörper des Auges als nicht operabel. Die technische Entwicklung und die medizinischen Erkenntnisse haben diese Aussage längst überholt. Heute gebe es im Übrigen keinen Augenarzt mehr, der alle OP-Techniken beherrschen kann, sondern Experten für einzelne Schwerpunkte. Diese Entwicklung sei zum Vorteil der Patienten.

Neben seiner täglichen Arbeit als Augenarzt hat sich Professor Struck in den vergangenen 20 Jahren auch stets für das Universitätsklinikum und die Medizinische Fakultät engagiert. So war er Studiendekan und fast neun Jahre (von 1. Januar 1998 bis zum 30. September 2006) Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums. In seine Amtszeit – er wurde zwei Mal vom Fakultätsrat gewählt und vom Verwaltungsrat berufen – fiel unter anderem der Erweiterungsbau am Standort Ernst-Grube-Straße sowie die Sanierung von Bestandsbauten: "Das war ein gewaltiges Stück Arbeit und auch eine großartige Leistung aller Beteiligten." Patienten, Ärzte und Wissenschaftler fänden in Halle hervorragende Behandlungs- und Arbeitsbedingungen. "Dennoch können wir uns nicht zurücklehnen, sondern müssen diese Arbeitsbedingungen auch intensiv nutzen und weiterentwickeln." Professor Struck, der seit 2002 Mitglied der Leopoldina ist, wird dazu auch in den kommenden Jahren seinen Beitrag leisten.