Amazonien in Leipzig

von 9. März 2009

(Ralf Julke) Dem Amazonas ein Stück näher ist Leipzig seit gestern. Im Panometer in der Richard-Lehmann-Straße gingen 3.200 Quadratmeter Amazonas-Dschungel in die Luft. Planmäßig. Mit allen erwarteten Verzögerungen. Am 27. März eröffnet dort Yadegar Asisis drittes Leipziger Panorama-Projekt: "Amazonien".

Zuvor konnten im ehemaligen Gasometer der Stadtwerke der Mount Everest und das Rom des Jahres 312 bestaunt werden. Mit der fußballfeldgroßen Amazonas-Urwald feiert der Panorama-Künstler Asisi auf seine Weise den 150. Geburtstag des Amazonasforschers Alexander von Humboldt, der Südamerika noch zu einer Zeit bereiste, da der gewaltige Urwald und der Strom aller Ströme noch fast unberührt lagen. Eine faszinierende Welt, die heute durch die Rücksichtslosigkeit des Menschen in ihrer Vielfalt bedroht ist.

Asisi hat selbst die noch existierenden Landschaften besucht und über 25.000 Fotos angefertigt, dazu unzählige Handskizzen angefertigt, um seine Vision eines auf ein Panorama reduzierten Dschungels zu verwirklichen. Nach Computervorlagen wurde der Urwald in der Großdruckerei Marx & Moschner gedruckt und dann – Bahn für Bahn – zusammengenäht.

Am Freitag wurde die gewaltige Rundbahn an ihr Tragegerüst geknüpft und in mehreren Einzelschritten in die Höhe gezogen. Eine langwierige Angelegenheit von fünf Stunden, bei der immer wieder austariert werden und die notwendige Spannung rundherum hergestellt werden musste. Das war die Aufgabe für die zehn Kletterer von Alpin Technik Leipzig, die nicht zum ersten Mal bei einem Asisi-Projekt zum Einsatz kamen. Aus gutem Grund: das Panorama ist in seiner vollen Entfaltung ganz 30 Meter hoch. Das fällt im riesigen Gasometer-Gebäude nicht so auf.

Feierlich eröffnet wird dieses nun wieder weltgrößte 360°-Panorama am 27. März um 20 Uhr. Betrachter werden es dann wieder von der Bühne im Mittelpunkt des Panoramas aus betrachten können, als stünden sie mitten drin im heulenden, keckernden, rauschenden Urwald. „Die Menschen sollen bei dem Blick auf das Panorama spüren, was für ein einmaliges Stückchen Erde der Regenwald ist", sagt Asisi, der mit seinen künstlerischen Ambitionen auch immer ein wenig die wissenschaftliche Neugier verbindet. „Sie sollen sich in den Regenwald verlieben, denn – nur das, was man liebt, kann man auch vermissen."