“An die Arbeit”

von 13. Mai 2010

In den letzten Wochen war die hallesche Arbeitsagentur Ort eines Studentenprojekts von Sina Müller, Studentin an der HKD Burg Giebichenstein Halle, Fachbereich Kommunikationsdesign. Sie beschäftigt sich im schriftlichen Teil ihrer Diplomarbeit. Im Mittelpunkt stand dabei eine Ausstellungswand. Weder auf der Wand noch an dem Briefkasten befand sich, mit Ausnahme des ersten Tages, eine konkrete Information über das Projekt. Dem Zettel, der am Briefkasten auslag, war lediglich zu entnehmen, dass man einen Wunsch hinterlassen konnte. Daneben wurden allgemeine Angaben zur Person erfragt. Anfängliche Zweifel, ob die "Dienstleistung" von den Passanten wahrgenommen würde und ob die Bilder allein ausreichten um Menschen zur Teilnahme zu animieren, verflog jedoch schnell. Täglich blieben Menschen vor dem Briefkasten stehen und beobachteten. Viele traten an die Wand, erfragten die Hintergründe des Projektes und begutachteten die Arbeit der Studentin. Frau Müller erläuterte, dass die ungezwungene Situation viele sehr persönliche Gespräche ermöglichte.

Ein Beispiel beeindruckte sie besonders. So begegnete sie einem Mann Anfang Fünfzig, der eine Weile an dem Briefkasten stand und sie beobachtete. Er gesellte sich zu ihr und erklärte, dass er die Arbeit der Studentin sehr spannend findet. Frau Müller erläuterte den Hintergrund ihrer Arbeit und fragte dann danach was er gerade macht. Er erklärt 25 Jahre lang Drucker gewesen zu sein, doch auch seine Firma ging vor ein paar Monaten insolvent. Er suchte momentan eine neue Arbeit. Danach warf er einen Wunsch ein: "Jeden Tag Bilder malen!" Eine Woche später kam er wieder. Er ist sehr fröhlich und berichtete davon einen Job gefunden zu haben. Einer Druckerei im Saalekreis war aus gesundheitlichen Gründen ein Drucker ausgefallen, leider war es ernsthaft und somit konnte er die Stelle fest übernehmen. An diesem Tag wünscht er sich zusätzlich „Gesundheit“.

Für die Dauer von vier Wochen wurde die Plakatwand auf der Rasenfläche vor dem Eingang der Agentur platziert. Täglich gaben Passanten Wünsche ab, die Sina Müller illustrierte. Die Plakatwand wurde dabei jeden Tag mit einem neuen Motiv übermalt. „Ich möchte damit veranschaulichen, dass Arbeit etwas ist, zu dem man sich jeden Tag neu motivieren muss und nicht alles was wir tun und von dem wir unseren Lebensunterhalt bestreiten auch materielle Werte schafft. Dennoch ist unsere Arbeit etwas das Einfluss auf unsere Umgebung nimmt.“ so Sina Müller.