Aufgaben zu Hause können Lernen in der Schule nicht ersetzen

von 7. April 2020

„Der Bildungsminister muss zugunsten der Schüler*innen eingreifen, wenn die pädagogische Verantwortung der Schulen zu versagen droht. Wer meint, dass der Unterrichtsausfall durch häusliches Lernen aufgefangen werden kann, hat keinen Nerv für die Situation der Schüler*innen.

Keiner darf davon ausgehen, dass die Aufgaben zu Hause auch nur ein Stück weit das Lernen in der Schule ersetzen könnten. Nur in wenigen Ausnahmefällen, wenn der Unterrichtsstoff etwa zuvor schon ausreichend behandelt wurde oder die Leistung ohnehin in häuslicher Arbeit zu erbringen wäre, kann die Überprüfung von Leistungen und deren Benotung angemessen sein. Ansonsten verbieten sich Zensuren auf die in dieser Zeit erbrachten Leistungen und die Ankündigung von Tests.

Der Bildungsminister muss vielmehr die Vorgaben zur Leistungsbewertung – hier insbesondere zu Klassenarbeiten und Klausuren – und zur Versetzung aufheben oder zumindest für ein weiteres pädagogisches Ermessen der Schulen öffnen, um so den Druck von Lehrkräften und Schüler*innen zu nehmen. Dieses Schuljahr kann nicht mehr unter den bisherigen Vorgaben zu Ende gebracht werden.

Es ist selbstverständlich richtig, Schüler*innen in dieser Zeit Aufgaben zu stellen und so die Defizite aus der schulischen Zwangspause zu mildern. Aber man darf das Augenmaß dabei nicht verlieren. Das ist jedoch der Fall, wenn Schüler*innen zu Hause mit Aufgaben überschüttet werden und für die Zeit danach Noten und Tests drohen.

Es wird die Aufgabe der Schulen nach dem Ende der Schließzeit sein, das Lernniveau der Schüler*innen aus der häuslichen Arbeitsphase zu erfassen und bis zum Ende des Schuljahres wieder gleiche Ausgangsbedingungen für ein erfolgreiches Lernen im kommenden Schuljahr für alle Schüler*innen zu schaffen – unabhängig von den Bedingungen zu Hause während der Corona-Pause.“