Bahnhofsmission Halle feierte 20jähriges Bestehen

von 21. Dezember 2011

Im Frühjahr 1991 kamen die ersten Ideen auf. Am 20. Dezember wurde dann schließlich Realität daraus. Die hallesche Bahnhofsmission wurde wiederbelebt, nachdem sie zwischendurch zweimal geschlossen wurde – zunächst vom Nazi- und später vom DDR-Regime. Am Dienstag nun wurde das 20jährige Jubiläum mit einem Gottesdienst und einem Festempfang gefeiert. Umrahmt wurde die Veranstaltung vom Robert-Schumann-Chor und dem Posaunenchor Halle-Neustadt.

Vor allem durch das ehrenamtliche Engagement ist die Arbeit der Einrichtung überhaupt möglich. Derzeit sind 23 Hallenser freiwillig im Einsatz. Hinzu kommen zwei Festangestellte und ein Helfer im Bundesfreiwilligendienst. Sie alle kümmern sich um Bedürfnisse von Reisenden, geben beispielsweise älteren oder behinderten Menschen Hilfe beim Ein- und Aussteigen aus dem Zug. Doch das ist nur ein Teil der Arbeit. Denn die hallesche Bahnhofsmission unterstützt auch Bedürftige. Rund 40 zumeist obdachlose Menschen nehmen täglich die Frühstücksmöglichkeit wahr. Allein in diesem Jahr nutzen 12.000 Menschen die Angebote der Bahnhofsmission Halle.

Überall werden die finanziellen Mittel knapp, und so waren im Rahmen der Festveranstaltung auch immer wieder nachdenklichere Worte zu hören. “Wir hoffen, dass die erfolgreiche Arbeit weitergeht”, sagte Hans-Jürgen Kant, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Halle. Die evangelische Kirche ist seit vier Jahren alleiniger Träger der Einrichtung, nachdem sich die katholische Kirche zurückgezogen hatte. Da stimmten die Worte von Halles Sozialdezernent Tobias Kogge doch etwas froh. Die Arbeit der Bahnhofsmission sei wichtig und stehe in der städtischen Priorität weit oben. Schließlich kümmern sich die Ehrenamtlichen um Menschen, die durchs soziale Raster gefallen sind, geben ihnen Halt.

Klaus Teschner, Vorsitzender des Verbandes der evangelischen Bahnhofsmissionen, erinnerte daran, dass es einst allein auf dem Gebiet der neuen Bundesländer in den Anfangsjahren der DDR 99 Bahnhofsmissionen gab. Doch die Einrichtungen seien von der DDR als “Spionagezentrale des kapitalistischen Westens” diffamiert und später geschlossen worden. Heute gibt es in Ostdeutschland wieder zehn Bahnhofsmissionen, sechs davon in Sachsen-Anhalt. Eine Bitte erging auch noch an die Deutsche Bahn. Die Mitarbeiter der Bahnhofsmission bieten Reisehilfen für blinde, behinderte oder ältere Menschen. Doch das ist bislang nur in den Regionalbahnen möglich. Eine Ausweitung wäre wünschenswert.

Die Festveranstaltung am Dienstag sollte auch ein Dankeschön an die ehrenamtlichen Helfer sein. Helga Zetla und Joachim Wolligand sind bereits seit einfach an dabei und wurden dafür von Oberkirchenrat Eberhard Grüneberg von der Diakonie Mitteldeutschland ausgezeichnet.