“Barrierefreiheit in Halle, wie weiter”

von 25. November 2011

(una) Seit 1993 wird am 3. Dezember der UNO-Welttag der Menschen mit Behinderung begangen. Auch in Halle wird es dazu verschiedene Veranstaltungen geben. Als Auftaktveranstaltung gab es am Donnerstag eine Diskussionsrunde im Stadthaus.

Gekommen waren neben die durch Behinderung betroffenen Menschen auch Vertreter von Vereinen und Selbsthilfegruppen, Mitarbeiter der Stadtverwaltung, aber auch Stadträte. Ein gefragter Ansprechpartner in der Diskussionsrunde war der Vertreter der HAVAG.
Menschen mit Behinderung wird es oft sehr schwer gemacht an vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens teilzunehmen. Grund ist die oft fehlende Barrierefreiheit auf verschiedenen Gebieten. Neben den wohl am auffälligsten baulichen Behinderungen gehört aber auch die kommunikative Barrierefreiheit. Und die bemängelte Hans Protzmann vom Bund der Schwerhörigen in öffentlichen Räumen. Informationen müssen auf dem Zwei-Sinneswege zum Bürger kommen, optisch wie akustisch.

Wie man eigentlich barrierefreien Wegebau wieder zunichte macht, erklärte Udo Rheinländer (Allgemeiner Behindertenverband) an Hand der unteren Leipziger Straße. Die Straßenmitte ist mit Kopfsteinpflaster ausgestattet, schlecht mit Rollstühlen oder Rollatoren zu nutzen. Beide Randseiten der Straße haben ein glattes Pflaster, gut befahrbar mit rollenden Hilfsmitteln. Aber dort befinden sich oft Werbeaufsteller, Blumenkübel oder Verkaufsstände der Geschäfte. In den Sommermonaten kommen noch die Freisitze der gastronomischen Einrichtungen dazu.

Für Peter Fischer vom Blinden- und Sehbehindertenverband war das Thema öffentlicher Nahverkehr ein wunder Punkt. So gibt es am Bahnhof an der Ernst-Kamieth-Straße zwar eine Ampel wenn eine Straßenbahn sich dem Übergang nähert, aber eine akustische Warnung fehlt. Und am Busbahnhof gibt es zwar eine akustische Fahrplaninformation, aber die Blindenleitlinien führen dort nicht hin. Bei der Straßenbahn bemängelte er, dass die Bahnen nicht immer mit der Tür an der Blindenleitstelle halten. Das werde man bei den nächsten Schulungen der Fahrer mit aufgreifen, versprach Ehrhard Krüger von der HAVAG. Denn auch Rollstuhlfahrer haben ein Problem wenn die Bahn nicht korrekt steht.

Aber auch Stottern kann eine Behinderung sein, berichteten Nico Homonnay und Doris Reifhart. Denn hier sind die Barrieren in den Köpfen der Menschen. Wie verhalte ich mich gegenüber dem Stotternden. Darf ich ihm in die Augen sehen? Rund ein Prozent der Menschen in Deutschland stottern.

Die Stadt Halle ist dabei ihre Einrichtungen behindertenfreundlicher zu gestalten. Nach Aussage von Ute Haupt, Stadträtin und Vorsitzende des Sozial-, Gesundheits- und Gleichstellungsausschuss, gibt es eine Anweisung der Oberbürgermeisterin alle Einrichtungen auf ihre Barrierefreiheit zu überprüfen. Die Stadt erstellt zurzeit eine Checkliste für behindertengerechtes Bauen, um dieses dann bereits bei der Planung mit einfließen zu lassen. Das soll dann für jedermann im Internet nachvollziehbar sein, denn so lautete ein Stadtratsbeschluss. Im nächsten Jahr soll damit begonnen werden sagte Simone Trettin vom Stadtplanungsamt.

Nächste Veranstaltung zum UNO-Welttag der Menschen mit Behinderung ist der offene Weihnachtsmarkt des Halleschen Behindertenwerkstätten e.V. in Heide-Nord im Blumenauweg vom 25 bis 27. November 2011. Und demnächst wird die Oberbürgermeisterin wieder viele behinderte Kinder aus halleschen Einrichtungen an den Fahrgeschäften auf dem Hallmarkt begrüßen können. Dort laden an dem Tag die Schausteller wieder zu kostenlosen Fahrten ein, inzwischen seit Jahren eine schöne Tradition.