Bewegte Zeiten” Zur Geschichte und Zukunft des Reisens

Bewegte Zeiten” Zur Geschichte und Zukunft des Reisens
von 8. März 2018

Parallel wurden die aus Böhmen wegen ihres Glaubens vertriebenen Lutheraner von halleschen Pietisten und ihren Anhängern betreut. Reisen ist ein Kernmerkmal des Halleschen Pietismus. Heute sind organisierte Mobilität, Zeiteffizienz, Strukturwandel, Massentourismus und politische Konflikte nur einige der Themen, die das Reisen wieder in die Schlagzeilen bringen. In vielfältigen Veranstaltungen wird das Jahresprogramm aus unterschiedlichen Perspektiven darauf eingehen.

VERANSTALTUNGSPROGRAMM

Vom 16.-18. März eröffnet traditionell die Francke-Feier aus Anlass des Geburtstages des Stiftungsgründers August Hermann Francke (1663-1727) den Veranstaltungsreigen. Der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller Ilija Trojanow wird im Festvortrag das Jahresthema aus der Perspektive seines literarischen Schaffens vorstellen und damit die Jahresausstellung „Durch die Welt im Auftrag des Herrn. Reisen von Pietisten im 18. Jahrhundert“ im Historischen Waisenhaus eröffnen. Die Schau überrascht mit der These, dass der Hallesche Pietismus zu einem der Wegbereiter der modernen Reisekultur zu zählen ist. Sie belegt mit vielen Beispielen aus den wertvollen kulturhistorischen Sammlungen der Franckeschen Stiftungen in Bibliothek, Archiv und barocker Kunst- und Naturalienkammer, wie das Reisen zu einem beeindruckenden System und damit konstitutiven Element der pietistischen Weltreformpläne wurde.

Ein vielseitiges Begleitprogramm in Kooperation mit dem Institut für Pädagogik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Heinrich-Böll-Stiftung, dem Mitteldeutschen Rundfunk und vielen weiteren Partnern aus Wissenschaft, Kultur und Politik lädt ein, über die Gegenwart und Zukunft des Reisens zu sprechen. Migrationsforscher (Prof. Dr. Jochen Oltmer), Marsentdecker (Christiane Heinicke), Diplomaten (Alfred Grosser), Künstler (Firas Alshater) und Globetrotter (Arved Fuchs) werden dafür nach Halle kommen.

International ausgerichtet ist auch die wissenschaftliche Arbeit der Franckeschen Stiftungen im Jahr 2018. 13 WissenschaftlerInnen aus Großbritannien, Italien Lettland, Litauen, Österreich, Russland und der Ukraine werden 2018 im Rahmen des Dr. Liselotte Kirchner-Stipendienprogramms in den Sammlungen der Franckeschen Stiftungen arbeiten. Die Beziehungen des Halleschen Pietismus zum Königreich Ungarn und dem Fürstentum Siebenbürgen sind erstmals Thema der jährlich stattfindenden Tagungsreihe „Internationale Begegnungen“ (18.-20. Oktober). Ein Workshop (20.-22. Juni) in Kooperation mit dem Institut für Geschichte der Universität Zielona Góra (Polen) wird eine Zwischenbilanz des Projektes „Halle und Züllichau als Pietismus- und Bildungszentren“ ziehen.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat im Januar 2018 den Franckeschen Stiftungen einen Förderbescheid zur Realisierung eines dreijährigen Projekts am Studienzentrum August Hermann Francke übersandt. Ca. 1.450 handschriftlich überlieferte Selbstzeugnisse August Hermann Franckes und seiner Mitarbeiter sowie Selbstzeugnisse, die im Kontext der Dänisch-Hallesche Mission sowie des Aufbaus lutherischer Gemeinden in Nordamerika entstanden sind, sollen im Rahmen des Projektes erschlossen werden. Das wertvolle Quellenmaterial ist sowohl für die Erforschung autobiographischen Schreibens und der Relation zwischen Gotteserfahrung und persönlicher Frömmigkeit als auch für die Erforschung der Interaktionen zwischen verschiedenen Kulturen und Räumen in globalgeschichtlicher Perspektive bedeutend.

Der historische Nachwuchs wird in der Sommerakademie der Franckeschen Stiftungen betreut (1.-6. Juli). SchülerInnen der Klassenstufen 5–11 werden in der in Kooperation mit dem Ministerium für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt stattfindenden Akademiewoche das Thema Reisen in den Blick nehmen. Begleitet von Wissenschaftlern und studentischen Tutoren werden kleine Forschungsprojekte bearbeitet und öffentlich präsentiert.

BAUVORHABEN

Im Jahr 2020 sollen die Sanierungsarbeiten an den historischen Gebäuden der Franckeschen Stiftungen abgeschlossen sein. Dafür werden 2018 die Arbeiten am Gebäude der ehemaligen Druckerei der Cansteinschen Bibelanstalt sowie der beiden Feldscheunen auf dem Gebiet der Meierei des 18. Jahrhunderts beginnen. Bund und Land haben dafür insgesamt 12 Mio Euro zur Verfügung gestellt.

Dank der Förderung des Landes und der Lotto-Toto Sachsen-Anhalt GmbH entstanden seit August 2017 in der historischen Meierei eigene Sporträume für den Gesundheits- und Breitensport des SV Francke 08 mit zwei großen, hellen Bewegungsräumen im Obergeschoss und Umkleiden und separaten Duschen im Untergeschoss. Daneben wird auch Platz für einen Fitnessbereich geschaffen, der insbesondere für die Projektarbeit mit Jugendlichen vorgesehen ist.

Am 22. Januar 2018 wurde der „Sportverein der Franckeschen Stiftungen 2008 e.V.“ zehn Jahre alt. Mittlerweile zählt der Verein mehr als 1.200 aktive Mitglieder, wovon mehr als die Hälfte die Gesundheitssportangebote für die ganze Familie nutzt.