Bischof zum Weihnachtsfest

von 24. Dezember 2010

Zum Weihnachtsfest hat sich auch der katholische Bischof des Bistums Magdeburg, Gerhard Feige, zu Wort gemeldet.

„Selbst die allerschlechteste christliche Welt würde ich der besten heidnischen vorziehen." Dieser provozierende Satz stammt von einem, der als Gewissen der Gesellschaft galt und auch kirchliche Würdenträger von seiner Kritik nicht ausgeschlossen hat: dem Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll. In einer vom Christentum geprägten Welt, so sein Argument, „gibt es Raum für die, denen keine heidnische Welt je Raum gab: für Krüppel und Kranke, Alte und Schwache; und mehr noch als Raum gab es für sie: Liebe – für die, die der heidnischen wie der gottlosen Welt nutzlos erschienen und erscheinen."

Schon die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus, die wir zu Weihnachten feiern, ist dafür bezeichnend. Ganz anders, als man sich gewöhnlich irgendwelche Heilsbringer vorstellt, tritt er auf dieser Erde in Erscheinung: in der Gestalt eines hilflosen Kindes wird er einer von uns. Und später gilt seine Aufmerksamkeit besonders denjenigen, die bedürftig oder ausgegrenzt sind. Auch sie haben eine unantastbare Würde. In jedem Menschen – vom Embryo bis hin zum Sterbenden – leuchtet das Antlitz Gottes auf.

Die Überzeugung, dass alle Menschen unabhängig von Herkunft und körperlicher Konstitution, Stärke und Macht, Reichtum und Schönheit, Intelligenz und gesundheitlicher Verfassung die gleiche Würde besitzen, hat die Welt segensreich verändert. Zugleich ist damit auch die Praxis tätiger Nächstenliebe zu neuer Bedeutung gelangt, ja geradezu zum christlichen „Markenzeichen" geworden. Viele Aufgaben, derer sich heute auch der Staat oder andere Gruppierungen annehmen, sind lange Zeit zunächst fast nur von der Kirche wahrgenommen worden. Erziehung und Bildung oder die Sorge um Arme und Kranke gehören wesentlich dazu.

Hin und wieder wurde und wird das christliche Menschenbild aber auch in Frage gestellt: durch Mord- und Totschlag, Missbrauch und Gewalt, in der Forschung wie in der Medizin. Wie oft werden Menschen zur Durchsetzung fragwürdiger Zwecke manipuliert und ausgenutzt. Wie viele geraten durch Arbeitslosigkeit ins soziale Abseits und fühlen sich entehrt. Wie sehr ist unsere Gesellschaft aber auch in bioethischen Fragen erschüttert: zwischen utopischer Erwartung und Furcht vor unkalkulierbarem Risiko. Da gilt es, wachsam zu bleiben und die in Gott gründende Würde eines jeden Menschen mit allen Kräften zu verteidigen. Weihnachten erinnert uns daran. Wir sollten es liebevoll feiern und seine Botschaft tatkräftig beherzigen!