Das bbt wendet sich gegen Segregation von Kindern

von 8. September 2021

Über die Hintergründe der Einführung einer „Migrantenklasse“ mitsamt separater Einschulungsfeier berichtet ZEIT online. Demnach habe die Schule in der Absicht gehandelt, ihre Möglichkeiten zur Sprachförderung bestmöglich und im Sinne der Kinder zu nutzen, indem sie nur Kinder arabischer Muttersprache für die Klasse vorsah und einen Lehrer, der selbst arabisch spricht. Nach Aussage eines betroffenen Vaters bestand die Klasse allerdings aus 13 Kindern, davon seien elf aus Syrien, von diesen allerdings drei mit kurdischer Muttersprache. Ein weiteres Kind stamme aus Afghanistan und ein anderes aus Eritrea; in beiden Ländern wird kein Arabisch gesprochen.

Dazu merkt das Bundeselternnetzwerk bbt an: Die separate Beschulung von Kindern mit Einwanderungsgeschichte sollte in Deutschland der Vergangenheit angehören, da längst festgestellt wurde, dass dadurch Vorurteile und struktureller Rassismus verfestigt und verstärkt werden, und dies der am wenigsten geeignete Weg ist, eine geforderte zügige „Integration“ der eingewanderten Kinder zu erreichen. Das bbt als Dachverband der Migrantenorganisationen für Bildung und Teilhabe bündelt die Erfahrungen von Eltern seit den 1960er Jahren und verfolgt die pädagogischen Diskurse zum Thema.

Dr. Mehmet Alpbek, Vorstandssprecher des bbt stellt weiter fest: „Die ersten spanischen Elternvereine wurden Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre gegründet, um für eine gemeinsame Beschulung der spanischen Kinder mit „deutschen“ Kindern einzutreten. Die damals gegründeten separaten Klassen wurden geschlossen, nachdem sich herausgestellt hat, dass deren Einrichtung ein Irrweg war.“

Warum die Fehler, die gemacht wurden, wiederholen? Nach unserem Verständnis von Integration drückt sich Bildungsgerechtigkeit in gleichen Teilhabechancen und einem gemeinsamen Lernen und nicht in einer Separierung aus, auch wenn dies vermeintlich noch so gut gemeint ist.

Sachsen-Anhalt landet seit Jahren bei verschiedenen Studien und Erhebungen im bundesweiten Vergleich sowohl im Bereich Integration, aber auch in allgemeinen Bildungsstudien und -vergleichen immer wieder auf den hinteren Plätzen – z.B. erlangen gemäß des neusten Bildungsmonitors im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) 29,4 Prozent der Schulabsolvent*innen ohne deutsche Staatsbürgerschaft überhaupt keinen Schulabschluss (Bundesdurchschnitt: 17,6 Prozent). Anstatt hier mit professionellen Konzepten endlich gegenzusteuern, wird – ohne sich Beratung oder Unterstützung von Expert*innen einzuholen – auf überkommene, bereits gescheiterte alte Konzepte zurückgegriffen.

„Interkulturelle und diversitätsbewusste Öffnung der Schulen, moderne pädagogische Konzepte gegen strukturellen Rassismus und für die Förderung von Kindern gleich welcher Herkunft sollten Standard in allen Grund-(Schulen) sein.“ so Dr. Natalia Roesler, bbt-Vorstandssprecherin.