Dem Gebührenzahler verpflichtet

von 8. Januar 2011

Der Wortanteil der MDR-Popwelle “Jump“ aus Halle (Saale) ist weiter gesunken. Das ergab eine Radiostudie der Thüringer Landesmedienanstalt. Die Untersuchung ist am 4. Januar erschienen. Sie belegt: In Thüringen liegt die Gebühren-Welle beim Wortanteil hinter der privaten Konkurrenz.

Beim TLM-Medientest wurden Struktur, Gestaltung und Entwicklung der vier landesweiten Hörfunksender in Thüringen untersucht – also Antenne, Landeswelle, “Jump“ und MDR 1. Im Zentrum des Interesses hätten neben dem Programm auch die Informationsleistung, die gespielte Musik, die Berichterstattung und die Regionalisierungen im Tagesprogramm gestanden.

TLM-Direktor Jochen Fasco über das Gesamt-Ergebnis des Projektes: „Die privaten Radiosender in Thüringen erfüllen auch in diesem Jahr ihre Lizenzauflagen. Sie stabilisieren ihren Informationsanteil und bauen die Anteile ihrer Regionalberichterstattung weiter aus. Diese Entwicklung zeigt, wie ernst die Privatsender ihre Informationsverantwortung und regionale Informationsfunktion nehmen.“

Fasco zum fatalen Ergebnis für den Jugendfunk mit Gebührenauftrag: „Bei dem öffentlich-rechtlichen Programm Jump nahm der Anteil an informierenden und beratenden Wortbeiträgen im Tagesprogramm leicht ab. Waren es im Jahr 2009 14,4 Prozent, so weist Jump 2010 einen Anteil von 13,3 Prozent auf und hat damit nach wie vor den niedrigsten Informationsanteil.“

Die Stichproben für die Untersuchung fanden von Februar bis Juni 2010 statt. Geprüft wurde auf journalistische Formen, Aktualität, Themenspektrum und Lokalbezüge.

Neben der Schlagseite beim Wortanteil stellten die TLM-Tester dabei in Sachen Programmentwicklung und Dynamik für MDR „Jump“ fest: Der Musikanteil ist gewachsen, der Anteil deutschsprachiger Musik schrumpfte auf einen Tiefstwert und liegt jetzt bei reichlich zehn Prozent. Bei leicht gesunkener Werbezeit stieg der Anteil an Promotion. Vom Verkehrsdienst war 2010 ungefähr soviel zu hören, wie im Vorjahr. Geschrumpft hingegen ist das Jump-Wetter.

Innerhalb des kaum gesprochenen Wortes gab es folgende Tendenzen: Hörspiel/Lesung stark gesunken, Musikmoderationen angestiegen. Regie-/Unterhaltungsmoderation ebenfalls geschrumpft und beim niedrigsten Wert seit 2007 angekommen.

Im Sendervergleich zwischen Antenne Thüringen, Landeswelle, “Jump“ und MDR 1 Radio Thüringen kam heraus: “Jump“ hat neben dem niedrigsten Wort- auch den höchsten Musikanteil von allen landesweiten Radios im Bratwurstland. Mit dem zurückgegangenen Werbeanteil gab es für die Popwellen-Macher eine Ohrfeige: In Sachen Reklame und Werbeattraktivität bilden die quotenverliebten Jugendfunker mittlerweile das Schlusslicht – zusammen mit den Schlagerstrahlern von MDR 1 Radio Thüringen.

Zur musikalischen Entwicklung der Popwelle im Jahr 2010 stellten die TLM-Prüfer fest: „Jump konzentrierte sich zunehmend auf aktuelle Charts.“ Heißt für die anderen Bereiche: weniger Rock, weniger Independent, nahezu gleicher Popanteil, etwas mehr aus der Soulecke und mit unter fünf Prozent auch weiter kaum Elektronisches.

(Bernd Reiher / l-iz.de)