Der Minister und die Umwelt

von 12. März 2009

(hjk) Zum 43. Gesprächskreis "Wirtschaft und Wissenschaft" hatte die Friedrich-Ebert-Stiftung am Mittwoch den Bundesumweltminister Sigmar Gabriel in die Händelhalle nach Halle (Saale) eingeladen. Der Minister referierte zum Thema "Neue Energie: Für Wachstum und Beschäftigung". Dabei versuchte er den Zusammenhang zwischen der Weltwirtschaftskrise und der falschen Umweltpolitik herzustellen und sah die Ursachen in der Gier nach schnellem Geld zu kommen , ohne an eine langfristige Umweltpolitik zu denken. So werden durch Zerstörung der Regenwälder für die Soja-Importeure zur Erzeugung billigen Rindfleisches die Herstellung wichtiger Medikamente aus der Eibe oder durch die Vernichtung der Fledermausbestände die Gewinnung von Medikamenten gegen den Schlaganfall für die Zukunft unmöglich gemacht. Die weltweit wichtigste Herausforderung sei, wie man die in 50 Jahren auf 6,5 Milliarden und in den nächsten 100 Jahren auf 9 Milliarden steigende Weltbevölkerung mit Energie und Rohstoffen versorgen kann.
Die größte ökologischste Herausforderung sei dabei die Lösung des Co2-Treibhaus-Klima-Problems, damit es nicht dazu kommt, dass sich z.B. die Wasserstände an der Nordsee erhöhen, im Jahre 2020 die letzten Gletscher geschmolzen sind und Griechenland oder Portugal zu Wüstenländern degradiert werden.

“Wir müssen heute mit dem Klimawandel beginnen, damit wir die Früchte in 30-40 Jahren ernten können und nicht für die Unterlassung bösen müssen. Unsere Politik hat den Schlüssel in der Hand, durch mehr Effizienz und Nutzung erneuerbare Energien die wirtschaftlichen und ökologischen Folgeschäden des Klimawandel zu bewältigen und ohne Konsumverzicht zu lösen”, so Gabriel. Große Potentiale zur Energie-Effizienzsteigerung sieht der Minister bei der Wärmedämmung von Gebäuden und der Ausweitung der Wärme-Kraft-Kopplung anstelle der bisherigen reinen Stromerzeugung in großen Kondensationskraftwerken. Auf dem zukunftsträchtigen Wege zur Förderung der Wind- und Solartechnik können und dürfen die Kernkraftwerke keine Rolle mehr spielen, denn diese seien einerseits nicht in der Lage, als Regler zu arbeiten und andererseits würden sie Entwicklung der erneuerbaren Energien dämpfen. Dafür würden aber die Gas- und Kohlekraftwerke noch gebraucht.

Große Vorteile sieht der Minister in der Beibehaltung und Stärkung der Stadtwerke bei der Schaffung von Anreizen für den Einsatz erneuerbaren Energien.
Bedenken äußerte er allerdings darin, dass unsere deutsche Tugend zur Entwicklung neuer Produkte und Verfahren dadurch verloren gehen könnte, dass zukünftig nicht genügend qualifizierter Nachwuchs an ausgebildeten Fachkräften zur Verfügung steht. Hier sei die Bildungspolitik gefordert, um in den nächsten Jahren die erforderliche 25000 Ingenieure für die Wirtschaft auszubilden und damit die technologische Antwort auf die Lösung der ökologischen Herausforderungen zu geben .