Die Chroniken von Tschernobyl

von 26. April 2016

Von 17-19 Uhr können Passanten maßstabsgetreuSchlüsselmomente in der Geschichte der Nuklearkraft nachvollziehen –von der Geburt der Physikerin Marie Curie bis zur Kernschmelze inFukushima. Ein Jahr entspricht einem Meter. Die ehrenamtlichen Aktivistenwollen davor warnen, die Gefahren der Atomkraft zu unterschätzen unddie Unfälle mitsamt ihrer Opfer in Vergessenheit geraten zu lassen. „Wirsind es den Opfern von Tschernobyl schuldig, aus der Atomkraftauszusteigen“, sagt auch Greenpeace Atomexperte Tobias Münchmeyerbei einer Protestaktion in Tschernobyl. „Der Unfall von Tschernobyl ist einAlbtraum, der seit 30 Jahren andauert.“

Schätzungen gehen von hunderttausend Todesfällen und mehrerenhunderttausend Krankheitsfällen und Evakuierungen aus. Derwirtschaftliche Schaden wird allein für die Ukraine und Weißrussland vonden jeweiligen Regierungen auf 436 Milliarden US-Dollar geschätzt. Nachneuesten Angaben des ukrainischen Gesundheitsministeriums leben in derUkraine derzeit rund 3500 Kinder mit Behinderungen, die auf dieReaktorkatastrophe zurückzuführen sind. Ihre Eltern hielten sich entweder1986 in der Nähe des Unfalls auf, arbeiteten als sogenannte Liquidatorenin Tschernobyl oder müssen heute noch immer auf kontaminiertem Bodenleben. 418.000 Kinder stehen permanent unter besonderer ärztlicherKontrolle.

„Tschernobyl zeigt, es gibt keine angeblich friedliche Nutzung derAtomenergie. Atomkraft fordert viele Opfer“, sagt Münchmeyer. „DieBundesregierung muss darauf drängen, dass Uralt-Meiler in Belgien,Frankreich, Tschechien und der Schweiz möglichst rasch abgeschaltetwerden“, so Münchmeyer. Wegen ungeklärter Sicherheitsfragen hatteBundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) vergangene Woche diebelgische Regierung gebeten, die belgischen Pannenmeiler Tihange 2 undDoel 3 vorläufig vom Netz zu nehmen.