Die “Innere Uhr” von Organismen

von 13. März 2010

Die Chronobiologie untersucht die zeitliche Organisation biologischer Abläufe. Dabei spielen Rhythmen eine besondere Rolle. Sie werden durch die „Innere Uhr“ generiert und können durch Zeitgeber, insbesondere geophysikalische Einflüsse, synchronisiert werden. Es ist bekannt, dass intakte Rhythmen biologische Abläufe stabilisieren und Ereignisse vorhersagbar machen, während Rhythmus-Störungen, beispielsweise infolge von Jet-lag oder Schichtarbeit, von Krankheitswert sind. In Halle hat die Chronobiologie nicht nur Tradition, sondern hat auf dem Gebiet der biologischen Rhythmusforschung seit Jahrzehnten eine Vorreiterrolle gespielt. Mit dem Chronobiologie-Symposium am Freitag, 19. März 2010, (8.30 bis 14.30 Uhr) sollen diese Traditionen gepflegt und der fruchtbare Austausch zwischen Vertretern von Grundlagenforschung und Klinik ermöglicht werden. Die Veranstaltung findet im Löwengebäude der Martin-Luther-Universität, Universitätsplatz 11, statt und steht unter der Leitung von Professor Elmar Peschke (Institut für Anatomie und Zellbiologie). Sie ist ein Satellitensymposium im Rahmen der Jahrestagung der „Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung“ (DGKN) und wird von der Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften organisiert.

Die Wissenschaftler werden sich in Vorträgen mit den theoretischen Grundlagen der Chronobiologie sowie der klinischen Bedeutung beschäftigen. Dabei geht es beispielsweise um das Thema „Schlafen und Wachen – Erkenntnisse aus der Genetik der Rhythmusgene“ und die Diagnostik und Therapie von chronobiologischen Störungen im schlafmedizinischen Alltag. In Halle beschäftigen sich Wissenschaftler um Professor Dr. Elmar Peschke mit dem Hormon Melatonin. Es wird vor allem in der Zirbeldrüse im Zwischenhirn gebildet wird und beeinflusst den Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen maßgeblich. Die Melatoninkonzentration ist nachts am höchsten. Jetlag und Schichtarbeit sind mit gestörter Synthese und Ausschüttung von Melatonin verbunden. Ein zu niedriger Melatoninspiegel kann zu Schlafstörungen führen. Mit zunehmendem Alter nimmt die Melatoninproduktion ab. Die Arbeitsgruppe um Professor Peschke fand heraus, dass die Insulin-produzierenden beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse Melatoninrezeptoren aufweisen, die möglicherweise auf die tagesrhythmische Insulinproduktion Einfluss nehmen. Der enge funktionelle Zusammenhang zwischen Insulin und Melatonin sowie die wechselseitige Beeinflussung gehört zu den wichtigsten Ergebnissen der Arbeitsgruppe und begründet die Hoffnung, dass sich perspektivisch aus dieser Kenntnis Therapiestrategien ergeben könnten.