Die Zahl der Singlehaushalte in Sachsen-Anhalt steigt weiter

von 19. Oktober 2016

Warum leben Menschen allein?

In Sachsen-Anhalt leben immer mehr Menschen in Singlehaushalten. Der Mikrozensus aus dem Jahr 2015 ergab einen Wert von 41 Prozent, was dem bundesdeutschen Durchschnitt entspricht. Vor etwa 20 Jahren lag dieser Wert noch bei 29 Prozent. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Erstens sind demografische Ursachen anzuführen. Die Bevölkerung wird stetig älter. Das heißt, wenn der Ehepartner verstirbt, bleiben die Witwen bzw. Witwer oftmals allein. In mehr als einem Drittel der Singlehaushalte leben Personen über 65 Jahre.

Zweitens führt die gesteigerte Mobilität dazu, dass Menschen oftmals einen Zweitwohnsitz haben. Am Arbeitsort bleiben sie unter der Woche, Samstag und Sonntag verbringen sie bei ihren Familien. Drittens haben sich Partnerschaften insgesamt verändert. Die Scheidungsrate liegt bei etwa 50 Prozent, darüber hinaus trennen sich Paare auch ohne Trauschein.

Welche zwischenmenschlichen Ursachen gibt es?

Wie hat sich die Gesellschaft verändert, sodass Paare schneller getrennte Wege gehen? Auch hier spielen mehrere Ursachen hinein. Die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen führt beispielsweise zu Rollenkonflikten. Früher gab es eine klare Trennung: Der Mann versorgt die Familie vor allem finanziell und die Frau kümmert sich um Haushalt und Kinder. In der heutigen Gesellschaft vermischen sich diese Rollen. Sowohl Frauen als auch Männer sind berufstätig, machen Karriere. Die Kinderbetreuung und den Haushalt teilen sich beide auf. Wenn unterschiedliche Vorstellungen über das Rollenverständnis der Partner vorherrschen, sind Konflikte vorprogrammiert. Zudem handeln und denken Männer und Frauen unterschiedlich, was ebenso zu Kommunikationsschwierigkeiten führt.

Emotionale Belastungen aus vorangegangenen Beziehungen sorgen für Streit, wenn sie nicht aufgearbeitet wurden. Hier ist eine offene und ehrliche Kommunikation wesentlich, so erfahrene Paartherapeuten. Die bereits erwähnte gesteigerte berufliche Mobilität sowie eine Vielzahl an Aufgaben zwischen Beruf, Kindern und Haushalt sorgen dafür, dass manchmal zu wenig Zeit füreinander übrigbleibt. Dies kann zur gegenseitigen Entfremdung der Partner und zur Trennung führen. Viele Experten weisen darauf hin, dass die Menschen heutzutage zu schnell aufgeben. Sie sind nicht mehr bereit, gemeinsam die Krise durchzustehen, sondern entscheiden sich für getrennte Wege. Die Folge sind mehr Singlehaushalte, nicht nur bei älteren Menschen.

Für die kommenden Jahre wird ein weiterer Zuwachs erwartet, der die Gesellschaft weiter verändern wird. Beispielsweise spielt ausreichend Wohnraum, also kleinere Wohnungen, für die alleinlebenden Menschen eine bedeutende Rolle.