Diskriminierungen im Sport bekämpfen

von 12. Februar 2015

„Sport ist ein Spiegel der Gesellschaft, d.h. gesellschaftliche Probleme wie Gewalt, Rassismus, Homophobie etc. finden sich auch im Sport wieder. Das Stadion ist ein Wohlfühlort (auch) für Neonazis, Alltagsrassisten und Homophobe.“

„Besonders Rassismus sowie Homo- und Transphobie sind auf Fußballplätzen ein ernstzunehmendes Problem. Rassismus im Stadion wird zunehmend problematisiert. Homophobie bleibt in Sachsen-Anhalt häufig unbeachtet. Wo auf Fußballplätzen des Landes der gegnerische Verein mit dem Zusatz „schwul“ versehen wird, Spieler oder Schiedsrichter als „Schwuchteln“ oder „Tunten“ bezeichnet werden, zeigt sich, welch langer Weg gegen Diskriminierung im Sport noch zu gehen ist.

Die Landesregierung und der Landessportbund berichten, dass ihr über homophobe Vorkommnisse im Sport nichts bekannt ist. Am gestrigen Abend wurde deutlich, dass das gezeichnete Bild eines homophobiefreien Fußballsports in Sachsen-Anhalt mit der Realität wenig zu tun hat.“

„Wir müssen die Heteronormativität im (Fußball-)Sport hinterfragen, Diversität entwickeln sowie Unterstützungsstrukturen schaffen. Diskriminierungsfreiheit darf nicht nur von oben gefordert, sondern muss auch von unten gelebt werden. Betroffenen müssen überhaupt erst Schutzräume geschaffen werden, um Diskriminierungserfahrungen auch ansprechen zu können.

Dem konnten sich die weiteren Impulsgeber des Fachgespräches anschließen. Helge Tiede, Landeskoordinator des Projektes Menschlichkeit und Toleranz im Sport (MuT) des LSB Sachsen-Anhalt e. V., bestätigte, dass die steigenden Fallzahlen von Gewalt im Fußballsport auch ein Resultat einer zunehmenden Sensibilisierung seien. Es bedürfe eines gemeinsamen Problemlösungsprozesses. Denn Fakt sei auch, dass die Bildungs- und Beratungsarbeit von MuT mangels knapper werdendem Budget zukünftig an Grenzen stoßen könnte. Die Bekämpfung von Homophobie soll auch im MuT-Projekt ausgebaut werden.

Stephan Matecki, hauptamtlicher Projektkoordinator MuT beim Fußballverband Sachsen-Anhalt, setzt auf positive Signale, wie die Fair-Play Geste des Monats. Jeder Spielabbruch und jeder Angriff auf Spieler, Schiedsrichter und Fans sei einer zu viel.

Adam Bednarsky stellte seinen Verein Roter Stern Leipzig e.V. als ein Best-Practice-Beispiel vor. Sie seien knallbunt und jeder sei bei ihnen willkommen. Fußball-Sport müsse auch politisch gedacht werden. Dafür stehe der Rote Stern und dafür sei er mehrfach ausgezeichnet worden.

Striegel: „Bei der Bekämpfung von Diskriminierung im Sport liegt noch ein weiter Weg vor uns. Die von der Landesregierung vorgelegten Antworten zeigen, dass wir über Diskriminierung im Sport viel zu wenig wissen. Viele Betroffene trauen sich nicht, ihre Erfahrungen offenzulegen. Das muss sich ändern. Daran arbeiten wir.“