Dreharbeiten in Halle in vollem Gange

von 4. März 2009

(jul) Wo noch im letzten Jahr Häuserruinen standen, wurde nun eine Mauer, um genau zu sein, die „Berliner Mauer“ gebaut. In diesem Fall jedoch nicht als „antifaschistischer Schutzwall“, sondern für Dreharbeiten zum Kinofilm „Liebe Mauer“. Auf komödiantische Weise will Regisseur und Drehbuchautor Peter Timm (Go Trabi Go) darin eine deutsch-deutsche Liebe zwischen einem Grenzsoldaten und einer westdeutschen Studentin darstellen und suchte sich neben Erfurt und Berlin, auch Halle als einen der Hauptdrehorte aus.

Auf dem Gelände Ecke Ernst-Toller-Straße/Rudolf-Breitscheid-Straße (hinter dem Maritim-Hotel) wurde deswegen ein Grenzübergang samt gut einhundert Meter langer Pappmauer und Todesstreifen errichtet, der sich an dem Grenzübergang Heinrich-Heine-Straße in Berlin orientiert. Beim aufwendigen Bau der Kulisse wurde besonders darauf geachtet, auch Teile alter Grenzanlagen in das Szenenbild zu integrieren. So sind zum Beispiel die Graffities auf der grauen Mauer originalen Schriftzügen nachempfunden.

Bei der Auswahl von Halle (Saale) als Drehort waren vor allem die idealen Bedingungen ausschlaggebend. Wie Szenenbildnerin Monika Braunert berichtet, hätte man die Kulisse auch im Studio in Babelsberg errichten können, allerdings hätte man dort erst noch eine Straße bauen müssen. Deswegen suchte man ausgiebig in ganz Mitteldeutschland nach einem geeigneten Drehort und fand schließlich die Ecke in Halle (Saale), die den Vorstellungen entsprach und auch durch die abrupt im Boden endenden Straßenbahnschienen überzeugte. Das sich die Suche auf Mitteldeutschland beschränkte, lag dabei unter anderem auch daran, dass die Mitteldeutsche Medienförderung (MdM) den Kinofilm mit insgesamt 535.000 Euro unterstützt. Aber auch darüber hinaus sieht Regisseur Timm die Region „als sehr authentisches Filmland, mit tollen Orten und Menschen“ an.

Inhaltlich geht es in „Liebe Mauer“ um Sascha und Franziska. Sie ist Studentin und aus Kostengründen in die 100 DM teure Wohnung direkt an der Mauer gezogen. Gespielt wird sie von Grimme-Preisträgerin Felicitas Woll (Berlin Berlin, Dresden). Ihr Gegenpart, Sascha, gespielt von Maxim Mehmet (Fleisch Ist Mein Gemüse, Der Rote Baron) will ebenfalls studieren, muss sich jedoch, um den Platz an der Uni zu bekommen, erst für drei Jahre zur Volksarmee verpflichten und gelangt so zum Grenzübergang, an dem auch Franziska lebt. Die beiden verlieben sich und erste, geheime Treffen werden arrangiert. Diese bleiben jedoch nicht unentdeckt. CIA und Stasi werden aufmerksam und vermuten eine Revolte, werden jedoch von den beiden, die nur so viel Zeit wie möglich miteinander verbringen wollen, aufs Glatteis geführt.

Der Stoff würde eigentlich gut als Drama taugen, ist jedoch als Komödie angelegt, was wohl auch mit der Lebensgeschichte von Regisseur und Drehbuchautor Peter Timm zu tun hat. In den 70er Jahren wurde dieser wegen seiner systemkritischen Haltung von der Stasi verhört und musste schließlich die DDR verlassen. Seine Geschichte sieht er heute als tragisch genug an, sodass er lieber mit einem humoristischen Blick auf die Geschehnisse von damals schaut. In diesem Sinne versteht sich „Liebe Mauer“ auch nicht als Abrechnung mit der DDR, sondern als einfühlsamer und liebevolles Blick auf deren letzte Tage.

Damit dieser auch gelingt, wird in Halle (Saale) noch bis zum 24. März mit rund 700 Komparsen gedreht. Neben dem Set in der Rudolf-Breitscheit-Straße, der die Westseite der Mauer darstellt, soll zudem noch in der Krondorfer Straße gedreht werden, wo man die östliche Mauer auferstehen lässt. Danach zieht das Filmteam nach Erfurt weiter und beendet die Dreharbeiten schließlich in Berlin. In die Kinos soll der Film 2010 kommen.