Drehort Halle am Sonntag

von 26. Juni 2009

Halle (Saale) dient immer wieder als Kulisse für Filme – egal ob Fernsehen oder Kino. Und genau diese Filme rückt die Filmreihe „Drehort Halle“ wieder in den Mittelpunkt. Zu sehen sind dabei auch viele historische Stadtansichten, die es so heute nicht mehr gibt.

Am kommenden Sonntag, dem 28. Juni stehen im LUX Filme auf dem Programm, die in eindringlicher Weise die Atmosphäre unserer Stadt am Beginn der 1980er Jahre schildern. Nicht öffentlich propagierte, sondern alternative Lebensweisen stehen im Zentrum des Kinoabends. Jürgen Hoffmann, 1980 Absolvent der Potsdamer Filmhochschule, dokumentiert in "Altes Haus mit Straße (Kellnerstraße)" die Stimmungslage der Bewohner in einem heute nur noch als "Loch" an der Spitze sichtbaren Areal. Er weiß, wovon hier gesprochen wird – schließlich hat er selbst in den 1970er Jahren hier in einer Kommune gelebt. Der zweite Hauptfilm des Abends heißt "Das Fahrrad" und schildert die alltäglichen Probleme der Alleinerziehenden Susanne (deren Darstellerin Heidemarie Schneider übrigens gerade am Thalia gastiert) und ihrer Tochter. Warum die Regisseurin die Hauptfigur ebenso zurückhaltend und zögernd wie mutig und entschieden angelegt und als Drehort ausgerechnet Halle ausgesucht hat – diese oder andere Fragen können Sie Evelyn Schmidt stellen. Denn sie steht am Sonntagabend (Programmbeginn 18:00 Uhr) für ein Gespräch mit dem Publikum zur Verfügung.

Die Filme:
Der Augenzeuge 1965/42
DDR (DEFA), 1965, schwarz-weiß, ca. 10 min.
Die beiden sowjetischen Kosmonauten Pawel Iwanowitsch Beljajew und Alexej Archipowitsch Leonow besuchen im Rahmen ihres 10-tägigen Aufenthaltes in der DDR auch Halle. So werden Leonow und seine Ehefrau Swetlana auch bei der Eröffnung der "Kindertagesstätte Pittiplatsch" in Halle-Neustadt inmitten der Kinder gezeigt.

Altes Haus mit Straße (Kellnerstraße)
DDR (HFF), 1980, schwarz-weiß, 25 min.
Regie: Jürgen Hoffmann
Der Student der Hochschule für Film und Fernsehen der DDR Jürgen Hoffmann produzierte diesen Dokumentarfilm als Abschlussarbeit. Mit seinen Interviews von Einwohnern der Kellnerstraße vermittelt er überraschend ehrliche Eindrücke vom Lebensgefühl im Halle der späten 1970er Jahre. Hoffmann war zu Beginn des Jahrzehnts selbst Bewohner einer Kommune in der Kellnerstraße 11 gewesen. Im Zentrum stehen melancholische Rückblicke auf die Zeit der Hausbesetzungen in der halleschen Altstadt.

Das Fahrrad
DDR (DEFA), 1981, farbig, 89 min.
Regie: Evelyn Schmidt
Die ungelernte Arbeiterin und alleinerziehende Mutter Susanne schlägt sich mehr schlecht als recht durchs Leben. Als Schauplatz für ihre Wohnung wurde das Hinterhaus der Kuhgasse 3 ausgewählt. Die als unzureichend dargestellte Wohnsituation wird kontrastiert mit dem Umfeld ihres neuen Partners, dem erfolgreichen Ingenieur Thomas. Susanne findet Arbeit in seinem Betrieb und zieht zu ihm in einen "Altneubau". Als sie ihm aber gesteht, dass sie ihr Fahrrad als gestohlen gemeldet hat, um die Versicherungssumme zu kassieren, ist er enttäuscht und die Beziehung erhält erste Risse. Schließlich trennt sich Susanne von ihm. Der Film zeichnet sich durch eine differenzierte Betrachtung der handelnden Personen aus. Von Halle ist neben der Kuhgasse auch die Peißnitz, der Alte Markt und eine Diskothek im ehemaligen "Klubhaus der Gewerkschaften" im heutigen "Kultur- und Kongresszentrum" zu sehen.