Ehrung für preußischen Finanzminister

von 10. Februar 2011

In Halle-Ammendorf, in der Heimstättensiedlung, gibt es die “Von-der-Heydt-Straße”. Die wenigsten werden wohl etwas mit diesem Namen anfangen können. Am Dienstag, den 15. Februar, wird nun aus Anlass seines Geburtstages August-von-der-Heydt, preußischer Minister für Handel und Gewerbe und Namenspatron einer Ammendorfer Grube geehrt. Im Rahmen des Projekts “Bildung im Vorübergehen” der Bürgerstiftung erhält der Straßenname Zusatzschilder, die von Gerd Heier gespendet wurden.

Am Ende der heutigen Chemiestraße wurde von der 1855 gegründeten „Sächsisch-Thüringischen AG für Braunkohlenverwertung“ ein erster Schacht abgetäuft, den Carl Adolph Riebeck, der später einer der Bergbeamten wurde, erbohrt hatte. Im Juni 1858 stellte dieser als Berginspektor den Antrag, die inzwischen entstandenen Grubenfelder „Neptun“, „Carl“, „Theodor“, „Hedwig“ und „Glückhilf“ zu vereinigen und die neue Grube zu Ehren des damaligen preußischen Ministers für Handel und Gewerbe „von der Heydt“ zu nennen. 1859 kamen die Felder „Vulkan“ und „Beste Grube“ dazu, sodass die Gesellschaft das gesamte Kohlenfeld zwischen Ammendorf und Dieskau in ihrer Hand hatte.

August (von der) Heydt wurde am 15. Februar 1801 in Elberfeld geboren. Er stammte aus dem rheinischen Großbürgertum, sein Vater war ein bedeutender Bankier. Schulunterricht erhielt er nur bis zum 14. Lebensjahr, um sich so schnell wie möglich im Unternehmen seines Vaters zu bewähren. Heydt widmete sich dem kaufmännischen Beruf und führte nach einem Aufenthalt in England und Frankreich mit zwei Brüdern das Bankgeschäft des Vaters. Diesem gehörte außerdem eine Rohseidenspinnerei. Auf diese Weise lernte Heydt zeitig, sich mit komplexen wirtschaftlichen Zusammenhängen auseinander zu setzen.

Am 6. Juni 1836 heiratete Heydt die ebenfalls aus Elberfeld stammende Julie Blank (1804-1865). An den öffentlichen Angelegenheiten seiner Vaterstadt nahm er lebhaften Anteil. So war er seit 1833 Mitglied des Stadtrates und seit 1834 des Kreisrates. Im Jahre 1840 war er bereits Präsident des Handelsgerichts der Stadt. Seine parlamentarische Laufbahn ging über die Mitgliedschaft im Provinziallandtag (1841) über den Vereinigten Landtag (1847) bis in die preußische konstituierende Versammlung von 1848. Im Dezember desselben Jahres übernahm er im Kabinett Manteuffel das Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. 1862 trat Heydt das Ministerium an seinen Nachfolger Holzbrink ab und übernahm das Finanzministerium. Im Januar des Jahres 1863 wurde er in den erblichen Adelsstand erhoben. Zwischenzeitlich von Bismarck auf eigenen Wunsch von der Leitung des Finanzministeriums entbunden, übernahm er dasselbe kurz vor Ausbruch des Krieges mit Österreich am 5. Juni 1866 erneut und verstand es, die Geldmittel für den Feldzug ohne Anleihe zu beschaffen. Mit Geschick leitete er auch die Finanzoperationen unter anderem für das Retablissement der Armee und die Dotierung des Staatsschatzes. Als aber die Geschäfte zu stocken anfingen und ein Teil des Etats an den Norddeutschen Bund überging, prophezeite August von der Heydt ein großes Defizit und verlangte die Einführung neuer Steuern im Reichs- und Landtag, die sämtlich nicht bewilligt wurden. Am 26. Oktober 1869 erhielt er mit der Verleihung des Schwarzen Adlerordens die erbetene Entlassung. August von der Heydt starb am 13. Juni 1874 in Berlin und wurde auf dem Alten St. Matthäus Kirchhof in Berlin-Schöneberg beigesetzt. Die Grabstätte gehört zu den Ehrengräbern des Landes Berlin.

Quellen:
Biographien zur Deutschen Geschichte, Berlin 1970
Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 12, Leipzig 1880
Engel, Wolfgang: Ammendorf von den Anfängen bis zur Gegenwart, Rostock 2001

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