Ein Lutheraner in Sibirien

von 6. März 2009

(ens) Mit einem Festjahr erinnern Franckeschen Stiftungen und die Internationale Georg-Wilhelm-Steller-Gesellschaft e.V. in diesem Jahr an den 300. Geburtstag des halleschen Arztes und Naturforschers Georg Wilhelm Steller. Geprägt von Franckes Pietismus ging Steller auf große Entdeckungsreise, nahm an Franckes 2. Kamtschatka-Expedition teil und war der erste europäische Naturforscher in Alaska. Mit Vitus Bering entdeckte er den Seeweg von Sibirien nach Alaska. Neun Jahre lang reiste er durch Russland und Sibirien und trug mit seinen Werken zu einer erstarkende Selbstwahrnehmung der indigenen Bevölkerung Sibiriens bei.

Zum Festprogramm gehören eine Vortragsreihe mit internationalen Wissenschaftler, eine Ausstellung in St. Petersburg über die Franckeschen Stiftungen. An Stellers früherem Wohnhaus am Alten Markt 5 soll eine Gedenktafeln an den Forscher erinnern. Gewürdigt werden sollen auch die zoologischen und botanischen Werke des Wissenschaftlers. So zeigt der Bergzoo ab 17. März die Ausstellung “Naturfotografien zu Ehren Georg Wilhelm Stellers” von Ullrich Wannhoff. Stellers Herbarblätter werden durch Gerhard Schwarz künstlerisch adaptiert und im Botanischen Garten ausgestellt.

Dass wir heute noch so viel über Georg Wilhelm Steller wissen, ist Dr. Wieland Hintzsche zu verdanken. 1991 bekam Hintzsche, damals an der Uni in Leipzig tätig, die Anregung aus der Zoologie in Halle, sich einmal mit dem Forscher zu beschäftigen. Es folgte 1992 die erste Reise nach Russland. Damals noch ohne große Hoffnungen, wie Hintzsche gegenüber HalleForum.de sagte. “Man dachte, seine arbeiten wären alle verloren gegangen.” Doch Hintzsche wurde fündig, ist seitdem zweimal jährlich in russischen Archiven zu finden, hat jede Menge Material zusammengetragen. In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus Russland, Dänemark und Nordamerika hat er die Werke dieses Ausnahmeforschers des 18. Jahrhunderts bearbeitet. Im Verlag der Franckeschen Stiftungen erscheinen sie in der Reihe "Sibirica" auf Deutsch und in Kooperation mit dem Archiv der Akademie der Wissenschaften St. Petersburg parallel auf Russisch. Pünktlich zum 300. Geburtstag Stellers kann Hintzsche nun einen neuen Band präsentieren.