Erinnerung an Johann-Andreas Segner

von 2. Oktober 2010

Wer war Johann Andreas Segner? Mal ehrlich, viele Hallenser können wohl mit diesem Namen nichts anfangen. Doch das soll sich ändern. Im Rahmen des Projekts ”Bildung im Vorübergehen” bringt die Bürgerstiftung am Dienstag – dem 233. Todestag – Zusatzschilder an, um so an den Naturforscher, Mathematiker, Physiker und Mediziner zu erinnern. Gespendet wurden die Schilder vom „Trothaer Kreis“.

Im Oktober 1704 – in den Quellen findet sich sowohl der 4. als auch der 10. – wurde Johann Andreas Segner (ungarisch: Jànos Andràs Segner) in Pressburg (ungarisch: Pozsony, heute slowakisch: Bratislava) als Sohn des Stadtkämmerers geboren. Er wuchs dreisprachig auf und erlernte in der Schule Griechisch und Latein. 1725 begann er an der Universität Jena das Studium der Medizin, Philosophie und Mathematik. Nach seiner Dissertation arbeitete er zwei Jahre lang als praktischer Arzt in seiner Heimatstadt, ging aber schon 1732 wieder nach Jena, um dort ein Jahr später als Extraordinarius Mathematik und Physik zu lesen. 1735 folgte er dem Ruf der Universität Göttingen und wurde ordentlicher Professor für Naturlehre und Mathematik. Hier hielt er als einer der ersten Naturwissenschaftler Experimentalvorlesungen in Chemie und initiierte den Bau einer Sternwarte. Es entstanden Lehrbücher für Arithmetik und Geometrie, sowie die „Naturlehre“, die als Handbuch der Physik weite Verbreitung erfuhr. Unter anderem promovierte er hier Christian Polykarp Leporin, den Bruder von Dorothea Erxleben.

Als 1754 Christian Wolff in Halle starb, versuchte Segners Freund und Kollege Leonard Euler, denselben nach Halle zu verpflichten. Nachdem die Universität den recht hohen Forderungen Segners, die u. a. seine Besoldung, seine Ernennung zum Geheimrat sowie die Erneuerung seines ungarischen Adelsdiploms beinhalteten, stattgegeben hatte, begann 1755 Segners langjähriges Wirken in Halle. Er zog sich nun sich völlig aus seiner ärztlichen Tätigkeit zurück und konzentrierte sich auf die Mathematik und Physik, auch die Astronomie spielte eine zunehmende Rolle in seinen Forschungen. Zu seinen Studenten, die er in Halle promovierte, gehörte auch August Niemeyer (1777).

Ein besonderes Anliegen war Segner auch die populärwissenschaftliche Publikation. So veröffentlichte er etliche Aufsätze in den „Wöchentlichen Hallischen Anzeigen“, deren Leitung er in seinen letzten Amtsjahren übernahm. Hier behandelte er z. B. so praktische Dinge wie eine Tischleuchte mit Hilfe von Docht und Öl oder auch einen Korkgürtel zum Schutz vor Ertrinken. Wichtige Studien betrieb Segner zu Symmetrieachsen fester Körper, zum Luftdruck, zur Lichteinwirkung im Auge, zur Oberflächenspannung von Flüssigkeiten und zu Sonnenfinsternissen, um nur einige Themen zu nennen. Über seine bekannteste Erfindung, das Segnersche Wasserrad, welches in seiner ursprünglichen Form auch heute noch zum Beispiel bei rotierenden Rasensprengern Verwendung findet, sei am Ende noch ausführlicher berichtet. Er war Mitglied der Kaiserlichen Akademie zu St. Petersburg, der Königlichen Sozietät zu London und der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin.

1759 hatte Segner das Bürgerrecht in Halle erworben, um ein Haus in der Gottesackergasse am Leipziger Turm kaufen zu können. Später erwarb er einen stattlichen Renaissancebau im damaligen Ulrichsviertel, der allerdings 1910 abgerissen wurde. 1777 starb Johann Andreas Segner und wurde in der Gruft 83 auf dem Stadtgottesacker in Halle bestattet, wo auch eine Gedenkplatte angebracht ist. 1964 wurde auf Vorschlag der Medizinischen Universitätsklinik die Hedwigstraße in der Nähe des Steintors in Johann-Andreas-Segner-Straße umbenannt. Seit 1935 trägt auch ein Mondkrater seinen Namen.

Quellen:
Stadtarchiv Halle FA 4987
Wolfram Kaiser: Johann Andreas Segner, der „Vater der Turbine“, Leipzig 1977
Werner Piechocki: Hallesche Segner-Dokumentationen. In: Johann Andreas Segner und seine
Zeit. Hallesches Segner-Symposium 1977, Halle 1977
[map=Johann-Andreas Segner-Straße]