EU fördert Projekt gegen Rechtsextremismus

von 27. Juli 2009

Laut einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung liegt das meiste Potential, rechtsextremen Tendenzen zu verfallen bei männlichen Jugendlichen unter 25 Jahren mit geringem Bildungsniveau aus den neuen Bundesländern. Diese Erkenntnis wurde von den Mitarbeitern der Jugendwerkstatt „Frohe Zukunft“ in Halle (Saale) aufgegriffen und in ein Projekt gegossen, um dem frühzeitig entgegenzuwirken. So entstand eine Kooperation mit der Berufsbildenden Schule „Gutjahr“ und dem Begegnungszentrum für Ausländer und Deutsche. Ein fünfköpfiges Team aus Sozialpädagogen und Jobscouts kümmert sich drei Jahre lang um die kompletten Jahrgänge des Berufsvorbereitenden Jahres (BVJ) und des Berufsgrundjahres (BGJ) an dieser Schule mit dem Ziel, den Jugendlichen eine optimale Starthilfe ins Berufsleben zu geben und sie gleichzeitig für Themen wie Interkulturelle Kompetenz und Antirassismus zu sensibilisieren. Die Arbeit der KollegInnen reicht von klassischer Schulsozialarbeit über eine individuelle Berufsorientierung bis hin zu konkreter Vermittlungshilfe in Ausbildung oder Arbeit.

Der Schwerpunkt der Berufsschule liegt im Baubereich. Gerade dieses Arbeitsfeld erfordert als Leistungsmerkmal ein hohes Maß an Interkultureller Sensibilität, da die Baustellen im Innland durchaus multikulturell besetzt sind und gerade die Baubranche eine Erweiterung ihres Betätigungsfeldes im Europäischen Ausland verzeichnet. Das Projekt verschafft den Schülern also eine Kompetenz, die sie Mitbewerbern später voraus haben. Durch die Bemühungen des Projektes werden den Schülern Perspektiven eröffnet, die sie ohne das Projekt möglicherweise nicht oder nicht in dem Maße zur Verfügung hätten. So wird der scheinbar vorgefertigte Kreislauf aus Schulversagen, schlechte Ausbildungschancen, keine Arbeit und am Ende Hartz IV unterbrochen und den Jugendlichen eine echte Chance für ein selbstbestimmtes Leben gegeben. Das wiederum macht sie stark gegen die Parolen der rechten Propaganda, deren Anfälligkeit ja oft aus einer Kombination aus Unwissen und Sozialneid auf Ausländer herrührt.

Das Projekt findet im Rahmen des Bundesprogramms „Xenos – Integration und Vielfalt“ statt und in den nächsten drei Jahren mit 900.000 Euro aus Mitteln der Europäischen Union und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales gefördert. Die Ko-Finanzierung erfolgt über die Landeszentrale für Politische Bildung und die ARGE SGB II Halle GmbH. Los ging es bereits im Januar, also mitten im laufenden Schuljahr. In diesem Zeitraum bis jetzt erfolgten bereits systematische berufliche Eignungstests mit den Schülern, individuelle Beratung und Betreuung sowie Aktivitäten wie eine Paddeltour und eine Reise in zwei Durchgängen nach Auschwitz, um über die pädagogische Gedenkstättenarbeit den Schülern das Thema Holocaust nahe zu bringen. Für diese Schüler endete die Intensivbetreuung mit Ende des Schuljahres und für die ProjektmitarbeiterInnen die Testphase. Mit Beginn des neuen Schuljahres im August setzt dann auch die wissenschaftliche Begleitung an, um die Ergebnisse und Methoden des Projektes zu evaluieren und möglicherweise für andere nutzbar zu machen.