Fünf Jahre Selbsthilfegruppe Schlaganfall in Halle

von 22. Januar 2012

250.000 Menschen in Deutschland erleiden jährlich einen Schlaganfall. 37 Prozent der Betroffenen sterben innerhalb eines Jahres. Er ist damit die dritthäufigste Todesursache nach Krebs- und Herzerkrankungen. Rund die Hälfte der überlebenden Patienten bleibt ein Jahr nach dem Ereignis dauerhaft behindert und ist auf fremde Hilfe angewiesen. Deshalb ist Unterstützung wichtig.

Vor fünf Jahren wurde deshalb die Selbsthilfegruppe Schlaganfall Halle-Saalekreis gegründet. Am Dienstag wird dieses Jubiläum in den Berufsgenossenschaftlichen (BG) Kliniken Bergmannstrost. Um 14 Uhr findet dazu eine Festveranstaltung im Festsaal der Klinik statt, bevor ab 15 Uhr ein gemischtes Quartett mit Sängern aus dem Opernhaus Halle in der Lichtstraße der Klinik Patienten und Interessenten begrüßt. „Gemeinsam ist besser als allein“, ist sich Initiator und Leiter der Selbsthilfegruppe Gerhard Gautzsch sicher. Als Betroffener weiß er selber, wie wichtig der Erfahrungsaustausch zwischen Betroffenen und Angehörigen ist. Dazu bietet die Gruppe seit fünf Jahren jeden Dienstag zwischen 15 und 16 Uhr eine eigene Sprechstunde auf der Station 1 der Frührehabilitation in den BG Kliniken an. Rund 100 Patienten konnte sie so in den vergangenen Jahren erfolgreich begleiten. Damit unterstützt sie das Regionalbüro der Stiftung der Deutschen Schlaganfallhilfe im Bergmannstrost.

Jährlich werden rund 700 Patienten auf der überregionalen Schlaganfall-Akutstation im Bergmannstrost versorgt. „Von einem Schlaganfall sprechen wir bei einer plötzlichen Durchblutungsstörung des Gehirns. Diese kann entweder durch eine Mangeldurchblutung eintreten, wenn zum Gehirn führende Blutgefäße durch Ablagerungen verstopft sind, oder durch eine Blutung im Gehirn. Letzteres tritt beispielsweise ein, wenn Blutgefäße durch zu hohen Blutdruck reißen“, erklärt Privatdozent Dr. Kai Wohlfarth, Leiter der überregionalen Schlaganfall-Akutstation und Direktor der Kliniken für Neurologie und Frührehabilitation.

„Je schneller wir einen Schlaganfall behandeln können, desto größer sind die Erfolgssaussichten. Denn jede Minute Behandlungsverzögerung kostet den Patienten rund 1,9 Millionen Hirnzellen“, erklärt Neurologe Wohlfarth. Entscheidend ist eine schnelle Diagnostik. Diese geschieht klinisch in erster Linie durch den erfahrenen Neurologen und kann im Bergmannstrost sehr schnell im sogenannten Schockraum mittels bildgebender Verfahren bestätigt werden. Hier liefert ein hochleistungsfähiges Computertomografiegerät innerhalb weniger Minuten aussagekräftige Bilder. Bei Bedarf ermöglicht eine moderne Angiografieanlage direkte Eingriffe an den Hirnarterien.

Die überregionale Schlaganfall-Akutstation (Stroke Unite) ist seit 2002 im Bergmannstrost aktiv. Als erste überregionale Stroke Unit in Sachsen–Anhalt wurde sie 2010 nach den neuen Kriterien der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft zertifiziert. Zusätzlich geschultes Personal, eine Erweiterung der Bettenkapazitäten sowie eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit unterschiedlicher medizinischer und therapeutischer Abteilungen bildeten dafür die Vorraussetzungen. Darüber hinaus engagiert sich die Klinik seit acht Jahren führend im Schlaganfall-Netzwerk südliches Sachsen-Anhalt.