Gedenkstunde am Francke-Denkmal

von 26. März 2011

Am Samstagnachmittag fand im Rahmen der Francke-Feier im Lindenhof der Franckeschen Stiftungen direkt am Francke-Denkmal die Gedenkfeier in Erinnerung an den Theologen und Pädagogen August Hermann Francke statt. Für Stiftungsdirektor Thomas Müller-Bahlke ist dies immer der Höhepunkt der Feierlichkeiten. Umrahmt von musikalischen Klängen des Stadtsingechores und des Blechbläserensembles der Latina trafen sich Vertreter der rund 40 auf dem Stiftungsgelände vertretenen Einrichtungen wie Jugendwerkstatt Bauhof, Grund- und Sekundarschule, Kindergärten, Freundeskreis und Instituten der Martin-Luther-Universität. Und auch das ist Tradition: Kalt und windig war es auch zur diesjährigen Gedenkstunde, ab und zu kamen ein paar Tropfen vom Himmel.

Müller-Bahlke lobte Francke als einen Menschen, der bereits zu Zeiten der deutschen Kleinstaaterei mit 350 Kleinstaaten über die europäischen Grenzen hinausgeschaut habe. Heute sei es für uns selbstverständlich, über die Grenzen hinaus zu schauen. Die Gedenkrede hielt diesmal Prof. Dr. Pia Schmid, Geschäftsführende Direktorin des Interdisziplinären Zentrums für Pietismusforschung. Sie erinnerte an die Geschichte des Francke-Denkmals, das 1829 aufgestellt wurde. “Mit zwei Jahren Verspätung”, so Schmidt.Im Übrigen durch lange nicht antwortende Ministerien. Geplant war das Denkmal zum 100. Todestag Franckes. Die Auftraggeber waren der damalige Bürgermeister der Stadt Halle und sein Kämmerer. Ein Spendenaufruf an die Bevölkerung hatte Erfolg, schnell war das Geld zusammen. Selbst eine Kabinettsorder vom König mit einem Spendenaufruf gab es.

Gestaltet wurde das Denkmal vom Berliner Bildhauer Christian Daniel Rauch. Ursprünglich waren zwei Knaben rechts und links neben Francke vorgesehen, am Ende wurden doch ein Junge und ein Mädchen daraus. Franckes Mantel ist dem des Luther-Denkmals in Wittenberg nachempfunden. Allerdings “fehlt” am Denkmal das Beffchen des Theologen. 5.000 Reichstaler kostete das Denkmal damals, weitere 2.442 Taler wurden für den Sockel nötig. Vor dem Waisenhaus auf dem Franckeplatz sollte des Denkmal seinen Platz finden, so hatte es die Stadt als Auftraggeber vorgesehen. Eine Kabinettsorder sagte dann aber: Ein geeigneter Platz im Hof des Waisenhauses. Dort am Ende des Lindenhofes steht es noch heute.

Doch hätte Francke das Denkmal gefallen? Damit beschäftigte sich Pia Schmidt, schließlich ist das Denkmal “geprägt vom Geist der Romantik. Es stellt Francke als liebevollen Waisenvater dar. Das dürfte nicht Ausdruck seines Selbstverständnisses gewesen sein.” Weil sich Francke als Werkzeug Gottes sah, wäre er wohl gegenüber eines Denkmals skeptisch gewesen, meinte Schmidt. Gefreut hätte ihn möglicherweise die Wertschätzung durch die Stadtoberen, die ja das Denkmal in Auftrag gaben. Ebenso hätte er sich wohl zufrieden gezeigt, dass für das Denkmal keine Stiftungsgelder verwendet werden mussten.

August Hermann Francke kam am 22. März 1663 in Lübeck zur Welt. In Halle gründete er dann seine Schulstadt, die in alle Welt ausstrahlte.