„Geo-Engineering“ – Lösung für die Klimakatastrophe?

von 3. Juni 2010

(sas) 2050. Das Jahr in dem die Klimakatastrophe an die Tür klopft. Hitzewellen könnten dann zur Normalität werden. Das Grönland-Eis könnte durch den Temperaturanstieg verschwinden und dadurch der globale Meeresspiegel um sieben Meter ansteigen. Schreckensszenarien, die immer näher rücken, wenn nicht gehandelt wird.

Wie kann man dem Klimawandel also begegnen ohne dabei den Ausstoß an Treibhausgasen reduzieren zu müssen? Diese Frage stellten sich gestern fünf Experten aus verschiedenen Institutionen im Rahmen einer „Geo-Engineering“-Podiumsdiskussion, organisiert von Studenten der Martin-Luther-Universität und der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design unter Förderung des Evangelischen Studienwerk e.V. Villigst. Die Moderation übernahm der Wissenschaftsjournalist Dr. Jan Lublinski. Der Begriff „Geo-Engineering“ bezeichnet grundsätzlich technische Eingriffe in geochemische oder biogeochemische Kreisläufe, um beispielsweise die globale Erwärmung zu bremsen. Vor allem in den USA ist das „Geo-Engineering“ präsent, Europa dagegen sieht dies skeptisch. Begründet vor allem durch die nicht vorhersehbaren Folgen.
„Therapien“, um der globalen Erderwärmung entgegenzuwirken, gibt es heute schon, z. Bsp. durch das künstliche Auslösen einer Algenblüte im Meer. Algen sind wahre CO2-Vernichter, wenn sie absterben, sinken sie zum Meeresboden und nehmen den gebundenen Kohlenstoff mit nach unten. Voraussetzung dafür ist jedoch eine hohe Eisenkonzentration im Wasser, um das Wachstum der Algen zu fördern. Doch das Eisen, das sich im Wasser befindet, ist lange nicht genug, um adäquat die Algen wachsen zu lassen. Victor Smetacek, Meeresforscher und Professor für Ozeanologie am Alfred-Wegener Institut in Bremerhaven, hat dazu im Jahr 2009 ein Experiment gestartet. „LOHAFEX“ hatte zum Ziel das Meer mit Eisen zu düngen. Die Wissenschaftler unter der Leitung von Smetacek, brachten sechs Tonnen gelöstes Eisen in ein 300 Quadratkilometer großes Gebiet ein. Wie erwartet regte die Eisenzugabe das Algenwachstum an. Allerdings stoppten unter anderem Krebse ein weiteres Anwachsen der der Algen, da sie Kleinalgen auffraßen und dadurch eine größere Blüte verhinderten. Durch den hohen Algenfraß konnte nur eine geringe Menge an Kohlenstoff zum Meeresboden absinken. Dies zeigt deutlich, dass weitere Forschungen nötig sind, denn der Weg scheint ein möglicher zu sein. „Die Erhöhung der biologischen Produktivität der Meere ist entscheidend, um dem Klimawandel entgegenzuwirken“, so Smetacek. Neben der Eisendüngung gibt es noch weitere Ansätze den CO2-Gehalt zu verringern, beispielsweise durch das Anlegen künstlicher Bäume, vermehrte Aufforstung oder riesige Sonnenschirme im All. Alles relativ ungewiss, da man die Folgen schlecht abschätzen kann. Hier käme wieder die Forschung, aber auch die Weltklima-Politik ins Spiel. Denn solche „Maßnahmen müssten wissenschaftsübergreifend und nicht nur technisch betrachtet werden“, so Dr. Silke Beck vom Umweltforschungszentrum in Leipzig. Noch wichtiger wäre jedoch, dass „Forschung und Maßnahmen in nationale und internationale Klimapolitik eingebunden werden sollten“, betonte Beck. Hans-Ulrich Zabel, Professor für BWL und Umweltmanagement in Halle, merkte mahnend an, dass „Politik und Wirtschaft den Ernst der Lage erkennen“ müssen. Wirtschaftsinteressen weichen bekanntlich meist von politischen Interessen ab. Sofern dies nicht gewährleistet ist, können mögliche Maßnahmen ihre Wirkung verfehlen. Doch dies sind nicht die einzigen Probleme, die Möglichkeiten zur CO2-Reduzierung mit sich bringen. Beispielsweise der Versuch mit Tausenden Ballons Schwefel in die Stratosphäre zu bringen. Dies hätte zwar eine kühlende Wirkung, bringe jedoch auch Gefahren mit sich. Dr. Klaus Müschen vom Bundesumweltamt Dessau sieht allerdings mehr Gefahren als Nutzen, denn es könnte eine „mögliche negative Wetterbeeinflussung“ hervorrufen. Durch diese Methode könne die Konzentration sauren Regens bedrohlich zunehmen.

„Geo-Engineering“ – ein Thema, welches viele Fragen aufwirft. Zu konstatieren ist jedoch, dass es Ansätze gibt die Erderwärmung zu bremsen, jedoch benötigt es weiterer Forschungen und vor allem internationaler Zusammenarbeit. Strittig bleibt natürlich der Ansatz, dass durch die Anwendung des „Geo-Engineering“ der globale Ausstoß an Treibhausgasen gleich bleiben soll und kann. Dies läuft allerdings konträr zu den Ansätzen der Klimaschutz-Programme, die eben den CO2-Ausstoß verringern wollen.

     
PP