Gewalt und Globalisierung

von 24. Februar 2009

Das "Historische Quartett", ins Leben gerufen vom halleschen Geschichtsprofessor Manfred Hettling, trifft sich am Mittwoch, 25. Februar 2009, um 20 Uhr in neuer Besetzung auf der Kulturinsel Halle, um über politische Sachbücher zu diskutieren. Mit dabei sind die Journalisten Dr. Katja Wildermuth (MDR Fernsehen) und Dr. Jens Bisky (Süddeutsche Zeitung). Im Mittelpunkt stehen die Themen Gewalt und Globalisierung.

Karl Schlögel beschreibt in "Terror und Traum. Moskau 1937" den Absturz der sowjetischen Revolution in die Realität des Terrors. Mit einem Mosaik von Stimmen entwirft er ein Bild der 1930er Jahre und versucht die Einheit von Utopie und Brutalität, von imaginierter Weltverbesserung und Selbstzerstörung zu vermitteln. In Sprachbildern, die an die literarischen Vorbilder der Epoche selber anknüpfen, konzentriert auf Moskau als Ort, verbindet er Analyse und dichte Beschreibung.

Andere Formen von Gewalt und andere Entstehungsbedingungen von Terror untersucht Peter Longerich, indem er Heinrich Himmlers Lebensweg minutiös rekonstruiert als deutschen Weg in die Brutalität des Dritten Reichs und nach Auschwitz. "Heinrich Himmler. Biographie" macht auf neue Art und Weise Täter des Nationalsozialismus sichtbar und die deutsche Fähigkeit zum Terror erklärbar. Beide Bücher versuchen damit auf unterschiedliche Weise einer Vergegenwärtigung und Erklärung jener Möglichkeiten, die in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts den Terror zum Kennzeichen der Epoche werden ließen.

Das zweite Thema ist der globale Raum, genauer gesagt, Deutschlands Versuche, sich in einer globalen Welt zu verorten und politisch zu handeln. Sebastian Conrads "Deutsche Kolonialgeschichte" präsentiert einerseits eine knappe Bilanz des – bescheidenen – deutschen Kolonialreiches und entwirft zugleich das Programm einer Geschichtsschreibung jenseits nationalstaatlicher Grenzen.

Wie aktuell diese Frage auch heute wieder ist und vor welche ungewohnten Herausforderungen sie das bundesdeutsche Selbstverständnis und die deutsche Politik wieder stellen, analysiert Klaus Naumann. "Einsatz ohne Ziel? Die Politikbedürftigkeit des Militärischen" fragt nach den Herausforderungen, denen sich politische Elite, militärische Führung und zivile Gesellschaft gleichermaßen stellen müssen, wenn deutsche Soldaten im globalen Rahmen im Einsatz sind.

Der Anfang 2006 gegründeten Gesprächsrunde "Historisches Quartett" gehören neben dem Gründer Prof. Dr. Manfred Hettling der Historiker Prof. Dr. Hans Ulrich-Wehler (Universität Bielefeld) und die Journalisten Dr. Katja Wildermuth (MDR Fernsehen) und Dr. Jens Bisky (Süddeutsche Zeitung) an. Das Quartett trifft sich zweimal jährlich auf der Kulturinsel Halle, um aktuelle politisch-historische Bücher zu besprechen. Das Vorbild für die Gesprächsrunde ist das "Literarische Quartett", das große mediale Erfolge verbuchen konnte.

Kartenvorbestellung:
Tel.: 0345 2050 222
Fax: 0345 2050 237