Halle erinnert an Julius Kühn

von 7. April 2010

Am 14. April 2010 jährt sich der Todestag des bedeutenden Agrarwissenschaftlers Julius Kühn zum 100. Mal. Fast 50 Jahre lehrte er an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), an der er die erste landwirtschaftliche Lehr- und Forschungsstätte Deutschlands errichtete. An seinem Todestag gedenkt die MLU ihrem bedeutenden Gelehrten mit einer Kranzniederlegung auf dem halleschen Nordfriedhof und einer Straßenschildereinweihung in der Julius-Kühn-Straße.

"Julius Kühn war in allen Fragen der Landwirtschaft führender Experte. Mit seiner Berufung an die hallesche Universität begann im Jahr 1862 ein neuer Abschnitt in der Geschichte der universitären Ausbildung", sagt Prof. Dr. Olaf Christen, Prodekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät III der MLU. Das von Kühn nach eigenen Plänen errichtete landwirtschaftliche Institut, dem er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1909 treu blieb, wurde das berühmteste Deutschlands. Kühn trieb die landwirtschaftliche Forschung voran, um Lösungen für die Praxis zu etablieren. Unter anderem legte er das "Julius-Kühn-Versuchsfeld" – eine 115 Hektar große Versuchsfläche – an, auf dem seit 1878 der weltweit einzigartige Dauerdüngungsversuch "Ewiger Roggen" fortläuft.

Die Gedenkfeierlichkeiten zu Kühns Ehren beginnen am 14. April um 9 Uhr mit einer Kranzniederlegung durch MLU-Rektor und Agrarwissenschaftler Professor Wulf Diepenbrock auf dem halleschen Nordfriedhof. In Kooperation mit der städtischen Initiative "Bildung im Vorübergehen" wird in der Julius-Kühn-Straße im Anschluss ein Zusatzstraßenschild eingeweiht. Um 13 Uhr beginnt am Julius-Kühn-Institut in Quedlinburg eine Gedenkveranstaltung von JKI und MLU.

Das Julius-Kühn-Institut wurde am 1. Januar 2008 als Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen neugegründet. Ein großer Teil der Forschungsbereiche Julius Kühns wie auch seine praxisorientierten Ansätze finden sich in den Aufgaben des JKI wieder. Im Jahr 1884 verlangte Kühn die Einrichtung phyto(pflanzen)pathologischer Anstalten. Daraus resultierte 1898 die Gründung einer Vorläuferorganisation des heutigen JKI, der Kaiserlich Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin, deren Interessen er als Mitglied des wissenschaftlichen Beirates vertrat. Die Breite seines Wirkens mit zahlreichen bis heute gleichermaßen für das JKI aktuellen Forschungsthemen waren bei der Namensgebung für das neue Institut für Präsidenten und Leiter der Vorgängereinrichtungen ausschlaggebend.

Für seine außerordentlichen Beiträge zur Landwirtschaftswissenschaft wurde Kühn mit so vielen Orden ausgezeichnet wie kein zweiter Agrarwissenschaftler. An der Universität Halle errichtete er einen botanischen Demonstrationsgarten, eine Versuchsstation und ein Laboratorium für landwirtschaftlich-physiologische Untersuchungen. Mit dem "Haustiergarten", aus dem das Museum für Haustierkunde der MLU hervorgegangen ist, begründete er eine inzwischen weltberühmte Lehrsammlung. Anlässlich seines Todestages sowie der Geburtstage von Prof. Dr. Joachim Garz und Dr. Hermann Stumpem findet am 25. Mai 2010 am Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften ein Ehrenkolloquium statt.