Hallenser stürmen den Reilsberg

von 29. Mai 2011

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So voll ist der Zoo selten. Zur Geburtstagsfeier anlässlich des 110. Geburtstages des halleschen Bergzoos stürmten die Hallenser regelrecht den Reilsberg. Ein buntes Programm wartete auf die Besucher am Samstag und Sonntag. So gab es Live-Musik, unter anderem vom Jugendblasorchester, dem Johann-Strauss-Ensemble und Nightfever. Ein Kinderzirkus war dabei, dazu gab es eine Spiel- und Bastelstraße, Wettspucken bei den Lamas, Lesungen und vieles mehr. Der Zoo lud mit freiem Eintritt alle Kinder ein, die bis 110 cm groß sind oder die ein selbstgemaltes Geburtstagsbild mitbringen. Kostenlos rein kamen auch Familien, die zusammen auf 110 Jahre kommen. Ein schöner Gag.

Wegen einer schweren Erkrankung ist Zoo-Direktor Andreas Jakob schon länger krank geschrieben. Doch zum Geburtstag ließ er es sich nicht nehmen, vorbeizuschauen. Er blickte kurz auf 110 Jahre zurück. Der Zoo hätte einige schwierige Zeiten überstehen müssen. So habe es Zeiten gegeben, da haben Mitarbeiter die restlichen Brote von zuhause mitgebracht, damit die Tiere was zu fressen haben. Kaninchen hätten gezählt werden müssen, damit keines auf ominösen Wegen verschwinde.

Von solchen Zeiten ist man heute weit entfernt. Doch Geld braucht man trotzdem. Und da konnte man sich zum Geburtstag über ein großes Geschenk der Saalesparkasse freuen. Einen Scheck über 350.000 Euro brachte Sparkassen-Vorstand Friedrich Stumpf vorbei. Bestimmt ist das Geld für die laufenden Betriebskosten, so Wirtschaftsdezernent Wolfram Neumann gegenüber HalleForum.de, der die Stadt im Zoobeirat vertritt. 70.000 Euro gab es zudem vom Zoo-Förderverein. Dieser will so ein neues Gehege für Kängurus und Emus errichten. Die Anlage soll am einstigen Standort der Mähnenwölfe gebaut werden.

Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados erinnerte daran, dass es die halleschen Bürger waren, die damals Druck auf den Stadtrat ausübten und einen Zoo forderten. Bürgermeister Gustav Staude konnte das Projekt dann 1901 umsetzen. Die Initiative zum Standort ging übrigens von einem Grundstücksmakler aus, merkte Staatssekretär und Vorsitzender des Zoo-Fördervereins Marco Tullner an. Dieser hätte sich an den damaligen Direktor des Zoologischen Instituts gewandt. Als zwölfte Stadt in Deutschland bekam Halle dann 1901 seinen Zoo. Einen Tiergarten gab es aber davor schon, und zwar am Gebiet der heutigen Schorre.

Und wie geht es mit dem Zoo weiter? OB Szabados hofft auf mehr Gäste. „Besucherzahlen steigern ist die Devise für das nächste Jahr“, sagte sie. Schließlich sei der Bergzoo der schönste weit und breit. Sie gehe auch immer mit ihren Enkel hier her. Mit Blick auf die finanziellen Herausforderungen merkte sie an, dass man sich nicht kaputt sparen dürfe.

Wolfram Neumann sagte im Gespräch mit HalleForum.de, was demnächst im Zoo geplant ist. So wolle man in der Reilschen Villa einen Kindergarten einrichten und suche dafür einen Betreiber. Aufwerten wolle man die Zooterrassen. In den letzten beiden Jahren habe man schon finanziell dafür gesorgt, dass die modern sanierte Totenkopfaffenanlage fertig ist. Diese hat 700.000 Euro gekostet und wurde pünktlich zum Fest fertiggestellt. 30 lebhafte Totenkopfaffen können nun ihr neues Gehege erkunden mit zahlreichen Klettermöglichkeiten, Felsaufbauten und einem Wasserfall. Die Gestaltung wurde der Heimat dieser Äffchen, den Regenwäldern im Norden Südamerikas, nachempfunden.

Den Festvortrag zum Geburtstag hielt Bernhard Blaszkiewitz, Direktor der Berliner Zoos. Er wies auf die wichtigsten Hauptaufgaben der Zoos hin. Diese seien Erholung, Bildung und Forschung. „Das Schöne: man kann sich bilden, muss aber nicht.“ Zoos ermöglichen zudem einen lebhaften Biologie-Unterricht. Und Forscher kämen in den Bereichen Fütterungskunde, Veterinärmedizin und Fortpflanzung zum Einsatz.