Hallenser trotzen dem Wetter

von 13. September 2009

(ens) Es war kühl, es war nass. Alles andere als ideale Voraussetzungen für den Tag des offenen Denkmals. Doch vom Wetter ließen sich die Hallenser nicht ihre Abenteuerlust nehmen und pilgerten und die vielen geöffneten Einrichtungen. Zum Beispiel in den Wasserturm Nord in der Paracelsusstraße. Über die Baugeschichte (sogar eine Gefängniszelle gab es hier) wurde informiert, Bilder zeigten den Turm vor und nach der Sanierung. Und Modelle hallescher Sehenswürdigkeiten wie Peißnitzhaus oder Wörmlitzer Kirche gab es auch zu sehen.

Gleich gegenüber findet sich die Jüdische Gemeinde. Übrigens die einzige jüdische Gemeinschaft in Sachsen-Anhalt mit einer Synagoge. Die Neugier der Hallenser war groß. Und in Führungen konnten sich auch viele interessante Informationen über die durch die Ausrottungen zur Zeit des Nationalsozialismus fremd gewordene Religion. Getrennt beten Männer und Frauen. Für das männliche Geschlecht ist Anwesenheiten beim Gottesdienst, der in Halle in Hebräisch gehalten wird, Pflicht. Frauen und Kinder müssen nicht dabei sein und können selbst entscheiden ob und wann sie kommen. Die Jüdische Gemeinde in Halle zählt 660 Mitglieder, ein Großteil von ihnen kommt aus der ehemaligen Sowjetunion. Der Kronleuchter hat 7 Kerzen, weil die Welt nach jüdischem Glauben in 7 Tagen erschaffen wurde und zudem alle 7 Tage Schabbat gefeiert wird.

Am Hansering wurde zu seinem Rundgang durch die 1892 erbaute ehemalige kaiserliche Oberpostdirektion eingeladen. Heute hat hier die Hallesche Wohnungsgesellschaft ihren Sitz. Die HWG hatte das Haus 2007 erworben und saniert, im März 2008 konnte es eingeweiht werden. Und stolz zeigten die Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze in dem imposanten Gebäude.

Auch eine alte Fabrikantenvilla hatte ihre Pforten geöffnet: Zwischen 1886 und 1896 ließ der Fabrikant August Wernicke die Villa an der Merseburger Straße errichten. Seite 1915 wurde sie städtisch genutzt, stand nun seit Jahren leer und verfiel. Rettung nahte durch die Diakonie Mitteldeutschland, die hier ihren Sitz hinverlegte. Vier Millionen Euro hat die Sanierung gekostet. Restauriert wurde dabei die reich verzierte Stuckdecke, die erst während der Bauarbeiten entdeckt wurde. Sie gilt in ihrer Form der zum Teil schrägen Flächen und in ihrer Ausmalung mit orientalischen Gestaltungselementen als einmalig in Mitteldeutschland.

1901 entstand an der heutigen Ernst-Kamieth-Straße die Reichsbahndirektion. Mit Gleisen haben die Mitarbeiter heute nix mehr zu tun, das Landesverwaltungsamt hat hier jetzt seinen Sitz. Auch das Brunnenhaus im Gesundbrunnenbad, das Peißnitzhaus, Laurentiuskirche, Riebeckstift, das Kunstforum und das Museum für Haustierkunde und das Opernhaus hatten geöffnet.