Hanse- und Salztage: Ein gescheitertes Experiment

von 25. September 2011

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Es war ein Projekt, das Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados vorangetrieben hat. Hanse- und Salzfest sollen zusammengelegt werden, so der Vorschlag des Stadtoberhaupts. Und wenn so eine Oberbürgermeisterin freundlich fragt, dann hören die Initiatoren. Also wurden in diesem Jahr erstmals die Halleschen Hanse- und Salztage durchgeführt. Eine Qualitätsverbesserung hatte man sich erhofft. Doch wenn kleine Vereine auf kommerzielle Veranstalter treffen, geht das selten gut. Auch nicht in Halle. Der Hanseverein zog die Notbremse und klinkte sich im Vorfeld wieder aus. Der Verein will sein Hansefest, für das es wie beim Salzfest keine Zuschüsse von der Stadt gibt, im kommenden Jahr wieder im Frühjahr ganz allein durchführen, erfuhr HalleForum.de. Losgelöst vom kommerziellen Salzfesttrubel finden dann wieder sportliche Wettkämpfe auf der Saale statt.

Mit dem Wegfall der Hanse-Leute verblieb die Tradition bei den Hanse- und Salztagen auf der Saline. Dort fanden Theaterstücke statt, natürlich wurde Salz gesiedet und verkauft. Und auch die Hanseausstellung erwies sich als Publikumsrenner. Der Marktplatz, Hallmarkt und der untere Boulevard vor der Konzerthalle hingegen waren vollgestopft mit Getränke- und Imbissbuden, Losverkäufern und Klamottenhändlern. Doch auch Sehenswertes wurde gezeigt, so traten dreimal am Tag die Geschwister Weisheit mit ihrer Hochseilartistik auf. Tradition suchte man hingegen vergeblich. Hätten nicht die Halloren an einem winzigen Stand Salz verkauft und wäre das Stadtmarketing nicht mit den Hanseringen – Gebäckstücken mit Salz – präsent gewesen, so wäre von Namensgeber des Festes gar nichts zu sehen gewesen.

"Schlimmer geht's (n)immer", umschreibt Marktkirchen-Pfarrer Harald Bartl seinen offenen Brief an die Veranstalter. Die Traditionen der Hanse und der Salzwirker galt es festzuhalten, so Bartl. "Und, abgesehen einiger Höhepunkte, was ist auf unserem Markt daraus geworden?", fragt der Pfarrer. "Eine grenzenlose Verramschung von Produkten, die an einem Festtag keiner braucht, unerträgliche Lautstärke über gesetzlich geregelte Ausnahmezeiten hinaus, mangelnde Pietät im Bezug auf kirchlichen Raum und deren Veranstaltungen sowie die Nichteinhaltung von Brandschutzbestimmungen, da die Befahrbarkeit des Marktes durch die Feuerwehr vor den Hausmannstürmen nicht gegeben war", schreibt Bartl in seinem offenen Brief und fährt fort: "Kommerzielles Interesse mit unbedingter Platzausnutzung und niveauschwachen Anreizungen sind denkbar schlechte Berater für ein gelingendes Fest." Bartl kritisiert unter anderem, dass mit lautem Verstärker vor der Tür der Marktkirche für Putzmittel geworben wurde, Scheibenwischer seien vor der Marktkirche verkauft worden und am Lutherdenkmal "wurde gehopst." Bartl verweist auf erschrockene internationale Besucher der Leopoldina-Jahrestagung und des Johanniter-Treffens.