Hier wird nicht diskutiert – Teil 2

von 6. November 2010

Diese Woche gehört der Kernkraft und ihrem Widerstand unter dem renitenten Motto: "Mit Abschalten ist nicht euer Gehirn gemeint". Halle ist nicht weit weg. In Gorleben wird neuer radioaktiver Super-Müll erwartet. Frau Merkel, die entgegen anders lautenden Meldungen an diesem Wochenende nicht zur Demo ins Wendland reist, hält nicht die Atomindustrie sondern Teile der Antiatombewegung für kriminell. Da merkt man wieder, unsere Regierung ist nicht unfähig, nein, sie ist zu allem fähig. Dennoch oder gerade deshalb ist die Beteiligung an den Castor-Protesten in diesem Jahr trickreich und gewaltig wie noch nie. Ob er nicht nur gewaltig sondern auch gewalttätig ist, hängt von beiden Seiten ab. Auf der anderen Seite nämlich stehen ca. 16000 Polizisten, in eindeutig friedlicher Absicht. Die Forderung der Polizeigewerkschaft, diesen teuren Einsatz von der Atomindustrie und den Energiekonzernen bezahlen zu lassen, verhallt natürlich im Nirvana. Wo kämen wir denn auch hin, wenn diejenigen, die einen Schaden verursachen, ihn auch noch bezahlen müssen! Genau – das wäre doch quasi Sozialismus durch das Hintertürchen. (Der kluge Leser wird bemerken, daß das Wörtchen quasi an Stasi erinnert. Das muß schon mal sein.) Aber wirklich – dieses verstockte Wahlvolk will einfach nicht begreifen, daß Atomkraft ein strahlender Segen ist. Und wenn schlechte Argumente nicht mehr helfen, dann muß schon mal mit dem Knüppel nachgeholfen werden, oder mit Wasserwerfern oder Pfefferspray. So geschehen in Stuttgart, wo es der ansonsten so gemütlichen Bevölkerung einfach an Einsicht mangelt. Die mit ihrem Bahnhof! Die Polizei hat's auch nicht immer leicht. Es ist was los in der Bundesrepublik.

Natürlich auch in Halle. Da werden nach anderthalb Jahren Verwaltungshandeln seniorenfreundliche Bänke aufgestellt und die sind dann 5 (in Worten fünf) Zentimeter zu niedrig, was einen einstigen Stadtrat zu dem obszönen Ausbruch verleitet: „Das ist doch Scheiße.“ Lebten wir im Wendland oder in Stuttgart, käme es in der Kulturhochburg Halle zum Aufstand. Die Senioren und Seniorinnen würden das Rathaus stürmen, freilich ohne sich zwischendurch auf einer der erwähnten Bänke auszuruhen, denn dann kämen sie ja nicht wieder hoch. Natürlich hätten sie Unterstützung von den Kulturschaffenden, die mit Programmen und Manifestationen unter dem Titel „Den Bankern keine Banken“ die Hallesche Innenstadt kulturell bereichern würden. Schüler und Studenten würden streiken, die Havag mit Straßenbahnen und Bussen den Verkehr lahm legen. Die Polizei hielte eine Mahnwache am Händeldenkmal und ein Transparent in die Höhe, auf dem stünde: „Ich bin nicht der Feind, ich will nur überleben.“

Da bin ich aber froh, daß Halle nicht das Wendland ist. Und wollte mal vorschlagen, in dieser Stadt über ein Kopftuchverbot zu diskutieren. Diese vielen Kopftücher gehen mir schon lange auf den Zünder. Wer sind wir denn mal nicht gewesen!
Letzte Meldung aus dem Wendland-Ticker: An der B 191: Wasserwerfer stehen bereit.

Friedrich Ohnzorn