Hier wird nicht diskutiert – Teil 3

von 14. November 2010

Wenn den Leuten gar nichts mehr einfällt, reden sie übers Wetter. Das ist auch immer wieder spannend. Der deutsche Wetterdienst warnte in der vergangenen Woche vor Sturmböen aus westlichen Richtungen. Gut, dass die nicht aus dem Osten kamen. Es reicht doch schon, wenn die Sonne jeden Tag im Osten aufgeht. Das ist doch die reine Ostalgie!

Weniger stürmisch ging es zu beim Wahlkampfauftakt für die Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt. Man kann die Veranstaltung in der Händelhalle auch nicht unbedingt mit einem Sonnenaufgang vergleichen. Obwohl, schön wär's. Eher wird man an den alten Tucholsky erinnert, dessen älterer, leicht besoffener Herr kurz und bündig sagte: „Einig wird sich hier keener mehr und rejiert wern wa doch. Die Wahl is der Rummelplatz des kleenen Mannes“. Die spannende Frage ist doch nicht, wer gewinnt, sondern wer mit wem kollabiert. Jens Gallert mit Wulf Bullerjahn oder Veit Hasselhoff mit Reiner Wolpert oder umgekehrt. Ich kann nur jedem empfehlen links zu wählen, also links von der CSU. Da sind wir dann bei der FDP: Freiheit und Demokratie, Banane und Bockwurst, um es für Ossis verständlich auszudrücken. Mit Die Linke kann man aber auch nichts falsch machen. Wenn man denn will, tut man was für die Revolution und weiß ganz genau, mit der Partei kommt sie ganz bestimmt nicht.

Das große Thema des Wahlkampfs scheint ja die Bildung zu sein, also das, was man unter Politikern gemeinhin vermisst. Deswegen engagieren die sich auch so vehement dafür. Zumindest verbal. Und schließen das Thalia-Theater.

Aber in Halle wird ja nun ein neues Domizil für die Leopoldina gebaut. Ein Bau für die wissenschaftliche Elite dieser Welt. Da können wir aber nun wirklich mal stolz sein. Mein Hausmeister sagte neulich zu mir: „Mit 40 Millionen könnte man auch Schulen sanieren oder mehr Lehrer einstellen.“ Na ja, der Mann ist einfach gestrickt und vergleicht spanische Birnen mit holländischen Tomaten. Der glaubt daran, dass hier so billig gebaut wird und die 40 Mio. wirklich reichen. Das ungebildete Volk in dieser Bundesrepublik versteht sowieso zunehmend weniger, was die Regierung für eine unglaublich gute Politik macht.

Nehmen wir doch nur den Streit zwischen Innendezernent Bernd Wiegand und Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados. Das ist ungefähr so, als würde Frau Merkel Herrn Schäuble auffordern, sich wegen seiner Blockaden in psychiatrische Behandlung zu begeben. Da könnte man die Frau doch nur unterstützen! Das ist gut für Deutschland!

In diesem Sinne – eine schöne Woche.

Friedrich Ohnzorn