Hier wird nicht diskutiert – Teil 4

von 20. November 2010

„Ich hab noch einen Koffer in Berlin
deswegen muss ich da nächstens wieder hin
die Seligkeiten vergangener Zeiten
sie sind alle immer noch in diesem kleinen Koffer drin.“

Das sang einst unbeschwert und fröhlich-herb Marlene Dietrich. Ein Koffer in Berlin! Da wird man doch stutzig. Was aus dem Koffer der Dietrich geworden ist, hat Chefhistoriker Guido Knopp bisher nicht erforscht. Steht der etwa da immer noch irgendwo rum? Und was sind das für „Seligkeiten vergangener Zeiten“? Ein alter Wecker vielleicht, alte Batterien, ein paar Zentimeter Draht? Ist das am Ende der Koffer, der in Namibia auf dem Flughafen gefunden wurde und hierzulande die Panik ausbrechen ließ? Wer hat den dahin geschickt, und warum? Das ist doch zutiefst mysteriös.

Lassen wir jetzt mal diesen albernen Koffer und kommen zu den ernsthaften Dingen des Lebens.

„Wer Musikschulen schließt, gefährdet die innere Sicherheit.“ Das hat Otto Schily gesagt. Erinnert sich noch jemand? Der Mann war immerhin Bundesinnenminister und könnte es schließlich wissen. Ein bemerkenswerter und vernünftiger Satz. Aber wer kümmert sich schon noch um vernünftige Sätze? Nicht nur in dieser Stadt sieht es da doch eher trübe aus.

Halle will die Zuschüsse im Jugendhilfebereich um 200 000 € absenken – vorerst. „Pusteblume“ und „Schöpfkelle“ drohen mit Insolvenz. Das kann man in der Stadtverwaltung natürlich nicht verstehen. Man will doch nur das Beste. Und man habe schließlich nicht Koffer(!) voller Geld im Rathaus. Oder so ähnlich.

Am 24. November will ja die Rathauschefin mit ihrem Gefolge „vorglühen“, also Glühwein trinken und somit den Weihnachtsmarkt eröffnen, bevor die anderen Asozialen sich dort voll laufen lassen können. Das ist dieser Tage natürlich eine äußerst gefährliche Mission, haben es doch die Taliban in ihren afghanischen Höhlen besonders auf deutsche Weihnachtsmärkte abgesehen, bevor sie dann zum Bundestag marschieren. Da können wir uns auf was gefasst machen. Hoffentlich lässt niemand seinen alten Koffer(!) irgendwo stehen. In Köthen ist schon eine alte Tüte(!) gezielt gesprengt worden. Die stand vor einem Imbiss. Klar, dort wird jede Menge Schweinefleisch verkauft, das zieht radikale Islamisten geradezu magisch an. Die Welt ist wirklich aus den Fugen. In der Tüte(!) war aber nichts. Doch der Einsatz der Sicherheitskräfte war bemerkenswert professionell. Deswegen sollen wir zwar vorsichtig sein, aber nicht in Hysterie verfallen. Also unseren Glühwein können wir schon noch trinken, aber schön auf den Nachbarn achten, ob der nicht irgendwie komisch aussieht.

Eine Gruppe von zehn Jugendlichen hat sich am Freitagmorgen in der halleschen Innenstadt Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Die Gruppe soll aus einer Diskothek gekommen sein und zunächst Mülleimer und Aufsteller auf dem Boulevard umgestoßen haben. Am Kleinschmieden kam es dann zu Auseinandersetzungen und Schlägereien, bei denen die Polizei auch Pfefferspray einsetzen musste. Mir tun immer die Polizisten leid, die sich mit solchen Vandalen auseinandersetzen müssen. Aber aus welcher Höhle kommen diese Vandalen denn? Sind die frustriert, weil sie keine Lehrstelle haben? Oder haben sie eine und es kotzt sie einfach an? Was treibt sie zum Vandalismus? Doch nicht etwa eine fehlende Perspektive. – Das paßt jetzt aber nicht hierher, weil die keinen Koffer(!) dabei hatten mit Seligkeiten vergangener Zeiten. Oder passt es doch – was hatte Otto Schily gesagt? Zusammenhänge sind oft schwer zu durchschauen.

Bei Wikipedia steht: „Terroristen streben zwar nach Veränderungen der bestehenden Ordnung, doch greifen sie nicht militärisch nach Raum, sondern wollen das Denken besetzen und dadurch Veränderungsprozesse erzwingen.“

Moment mal, denkt da der kranke Menschenverstand. RTL und unser Zentralorgan greifen auch nicht militärisch nach Raum, auch nicht die Regierung in Stadt und Land… Aber das würde jetzt zu weit führen, zu weit von Halle weg.

Friedrich Ohnzorn