Hip-Hopper rappen mit Studierenden

von 19. Mai 2010

Deutscher Rap ist mehr als nur Beschimpfungen", sagt Paul Radziejewski. Um das zu beweisen, hat der hallesche Student gemeinsam mit zwei Kommilitonen ein besonderes Seminar organisiert: Zwei prominente Vertreter der Rapszene, Sami Ben Mansour, Chef der Agentur Mellowvibes Media, und der Berliner Hip-Hopper Colos, werden am 21. Mai ab 9 Uhr im Advokatenweg 37 gemeinsam mit Studierenden der Sprechwissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg einen Workshop durchführen. Dabei werden sie nicht nur Texte analysieren, sondern auch einen Rap erarbeiten.

Bei Rap handelt es sich um Sprechgesang und einen Teil der Hip-Hop-Kultur, deshalb schlugen die drei Studierenden Bonny Jänicke, Martin Wittig und Paul Radziejewski die Musikrichtung als Thema des Seminars "Probleme der sprechkünstlerischen Kommunikation" vor. Dabei wollen sie herausfinden, ob Rap zur Sprechkunst gehört und wieso er so erfolgreich ist. Um vom Seminaralltag abzuweichen, haben sich die drei Studierenden überlegt, nicht nur ein Referat zu halten, sondern Kenner der Hip-Hop-Kultur zu Wort kommen zu lassen.

"Sami Ben Mansour ist legendär in der Szene", betont Paul Radziejewski. "Er hat den ersten deutschen Sprayerladen, den Wildstyle Shop, in Berlin eröffnet und solche Shops etabliert." Als Gründer und Geschäftführer von Mellowvibes Media ist Mansour zu einer Größe des Rap-Geschäfts geworden. In Zusammenarbeit mit dem Kinder- und Jugendwerk "Die Arche" entstanden zwei CDs mit dem Titel "Deutschlands Vergessene Kinder", auf denen bekannte deutsche Musiker, unter anderem Cassandra Steen, Xavier Naidoo und Curse, zu hören sind.

Colos, der bei Mellowvibes Media unter Vertrag steht, machte mit seinem Album "Leben im Exil" für Schlagzeilen. Vor allem der Song "Ausländer raus" sorgte für Aufsehen. Der gebürtige Jugoslawe setzt sich darin mit dem Leben von Ausländern in Deutschland auseinander und fordert auf, Ghettos und Unterschicht zu verlassen.

Prof. Dr. Baldur Neuber, der das Seminar leitet, begrüßte und unterstützte den Vorschlag: "Es ist wichtig, dass die Seminarteilnehmer demonstriert bekommen, wie Rap hergestellt wird." Schließlich sei dabei künstlerisches Können gefragt. Der Sprechwissenschaftler ist immer wieder bestrebt, dass seine Studierenden die Perspektive von Praktikern kennen lernen. Deshalb wird beispielsweise mit der Sprechbühne oder Hörspielproduzenten zusammengearbeitet. Dass in seinem Seminar gerappt wird, ist auch für Neuber ungewöhnlich.