Historische Einblicke im Stasi-Archiv Halle

von 15. August 2012

Fast nahezu jeder vierte Einwohner des ehemaligen Bezirks Halle ist vom damaligen Ministerium für Staatssicherheit (MfS) schriftlich erfasst wurden. Die nach 1989 gesicherten Dokumente, werden in der Stasi-Unterlagen-Behörde Halle, in der Blücherstraße 2 aufbewahrt. Davon verwahrt das Archiv unter anderem mehr als 7,2 km laufende Akten, über 2,3 Millionen Karteikarten, 6.000 Rollfilme sowie 85.000 Mikrofiches auf. Der Bundesbeauftragte für Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik oder auch kurz BStU, hat es sich zur Hauptaufgabe gemacht, diese Unterlagen nach archivischen Grundsätzen zu erschließen und Findehilfsmittel zu erstellen, um sie für die Akteneinsicht, Rehabilitierung, Wissenschaft und Forschung sowie Überprüfung des öffentlichen Dienstes nutzbar zu machen. So wird beispielsweise seit 1994 ein elektronisches Personenregister (EPR) eingesetzt, um Personendaten aus den Stasi–Unterlagen zu speichern und damit eine Computergestützte und vereinfachte Karteirecherche zu ermöglichen. Zudem wird seit September 2000 mit Hilfe des Computerprogramms SAE, neben personenbezogenen auch sachbezogene Unterlagen erschlossen und nutzbar gemacht. Diese elektronischen Systeme helfen dabei, die Archivierung  übersichtlicher zu gestalten und die Vielzahl der Anträge auf Akteneinsicht abzuarbeiten. Monatlich gehen circa 400 Anträge bei der Außenstelle Halle ein. Die Zahl ist stetig gestiegen und steigt weiterhin. Um einen Antrag auf Akteinsicht zu stellen, muss man sich zunächst mit seinem Personalausweis bei der BStU vorstellen. Nach einer Wartezeit  von circa vier bis sechs Wochen erhält man dann per Post ein Geschäftszeichen zugesandt mit dem die weitere Recherche ins Rollen gebracht werden kann. Bis alle Unterlagen eingesehen werden können, sofern welche vorhanden sind, kann es bis zu zweieinhalb Jahre dauern. Daher heißt es Geduld mitbringen, denn die Recherche ist teilweise sehr umfangreich und langwierig.Um diese Zeit ein wenig zu verkürzen, kann man an den geführten Rundgängen durch die Archivhalle und den Karteiräumen umfassende Informationen über die MfS-Unterlagen im ehemaligen Bezirk Halle erfahren. In der Dauerausstellung im Informations- und Dokumentationszentrum, welches sich auch im Gebäude befindet, erhält man außerdem ergänzende Einblicke zu der Struktur und den Arbeitsmethoden der Stasi.  Zudem erklären Mitarbeiter ihren Umgang mit den Unterlagen und man erhält so einen kleinen Einblick in die Arbeit der Stasi-Unterlagen-Behörde. Die Führungen finden immer am zweiten Dienstag jeweils um 17 Uhr eines Monats statt. Dort können dann auch direkt vor Ort die Anträge auf Akteneinsicht gestellt werden. Die nächsten Termine der Archivführung sind am 11. September, 09. Oktober, 13. November und am 11. Dezember. Der Eintritt ist frei jedoch wird unter der Telefonnummer 0345/61412711 um eine Voranmeldung gebeten. Am Mittwoch, den 29. August 2012 findet passend dazu ein Vortrag von Dr. Andreas Stirn statt. Zum Thema „Traumschiffe des Sozialismus – Die Geschichte der DDR Urlauberschiffe 1953 bis 1990“ skizziert er in seinem Vortrag das engmaschige Überwachungsnetz mit dem Partei und Staatssicherheit die Urlaubsschiffe unter Kontrolle zu halten suchten. Und er zeigt, wie einige Seeleute und Passagiere sich dennoch ein Maß an Freiheit nahmen, das weit über das Erlaubte hinaus ging. Beginn des Vortrages ist um 19 Uhr im Stadtmuseum. Der Eintritt ist frei.