Algorithmen können zukünftige Entwicklungen vorhersehen
Wir Menschen haben uns an Wahrscheinlichkeiten und Vorhersagen gewöhnt. So nehmen wir einen Regenschirm mit, wenn der Wetterbericht prophezeit, dass es am Nachmittag regnen soll. Wir vertrauen der Suchmaschine, die uns verrät, ob wir den Flug jetzt buchen oder lieber noch ein paar Tage warten sollen, weil Berechnungen zufolge ein Preissturz zu erwarten ist. Oder wir vertrauen ganz und gar der Wahrsagekunst und lassen uns beispielsweise die Zukunft auf Portalen wie Viversum beim Tarot-Kartenlegen vorhersagen. Doch was wäre, wenn uns Computerprogramme bald zuverlässig vor Krankheiten warnen, die demnächst mit ziemlicher Sicherheit auftreten werden, sofern wir nichts dagegen unternehmen? Dieses Szenario ist längst keine Zukunftsmusik mehr. Bereits vor knapp zehn Jahren versuchte Google mittels der Analyse von Big Data, die Ausbreitung von Grippewellen zu prognostizieren – ein Unterfangen, das damals noch nicht erfolgreich war. Doch seitdem hat sich viel getan. Schon vor einiger Zeit ist es Forschern im US-Bundesstaat New Mexico gelungen, mit ziemlich hoher Genauigkeit die Ausbreitung verschiedener Krankheiten vorherzusagen. Dies gelang ihnen allein durch die Auswertung der täglichen Websitezugriffe auf Wikipedia-Artikel zu verschiedenen Krankheiten. Das Prinzip dahinter ist in der Theorie recht einfach, es heißt “Deep Learning”: Man füttert einen Computer mit riesigen Datenmengen und lässt ihn, ähnlich wie ein menschliches Gehirn, “lernen”. Doch woher weiß ein Computer, ob wir mit hoher Wahrscheinlichkeit in absehbarer Zeit erkranken?
Mit “Deep Learning” Muster erkennen und analysieren
Die Fähigkeit eines Algorithmus, Krankheiten vorherzusagen, beruht auf großen Datenmengen, d.h. auf strukturierten “Erfahrungen”. In einem Forschungsprojekt wurde z.B. die Suchmaschinenhistorie von Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs ausgewertet. Sie hatten bereits vor ihrer Diagnose nach Informationen über Symptome gesucht, die bei ihnen aufgetreten waren. Anhand dieser Daten ließ sich die Krankheit bei anderen Menschen erkennen, noch bevor diese überhaupt selbst etwas davon wussten, da der Algorithmus ähnliche Suchanfragen erkannte. Seit Neuestem ist Google zudem in der Lage, mittels Augenscan Herz-Kreislauf-Probleme vorherzusagen – und zwar aufgrund der Weite feinster Äderchen im Auge. Die Apple Watch wiederum kann anhand der gemessenen Daten mit einer Zuverlässigkeit von 85% die zukünftige Entstehung von Diabetes erkennen. Was heute noch in den Kinderschuhen steckt, könnte also schon bald zur normalen Vorsorgepraxis gehören.
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