Journalistenpreis – Beiträge über „Hass im Netz“ und über Rechtsextremismus in Dortmund ausgezeichnet

Journalistenpreis – Beiträge über „Hass im Netz“ und über Rechtsextremismus in Dortmund ausgezeichnet
von 12. Juni 2019

Auf den Wert und die Bedeutung der Pressefreiheit für die Demokratie hat der Jurist und Journalist Prof. Dr. Heribert Prantl bei der heutigen Verleihung des Journalistenpreises „Rechtsextremismus im Spiegel der Medien“ hingewiesen. Pressefreiheit sei nicht die Freiheit zur bequemeren Berufsausübung, sondern diene der Demokratie. Dazu gehöre auch, gegen die neue Veralltäglichung von Rassismus, populistischem Extremismus und Antisemitismus anzutreten. „Die Preisträger, die wir heute hier auszeichnen, haben das getan“, sagte das langjährige Mitglied der Chefredaktion der „Süddeutschen Zeitung und ihr heutiger Kolumnist in der Festrede. Ihre Arbeiten seien zum 70-jährigen Jubiläum Geburtstagsgeschenke an das Grundgesetz und an dessen „grandiosen“ ersten Satz: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

So gewann in der Kategorie elektronische Medien der Berliner Journalist Patrick Stegemann mit seinem Film: „Lösch Dich“, der im vergangenen Jahr erst auf dem Youtube-Kanal von Rayk Anders und dann im Programm von ZDF-Neo zu sehen war. Die Jury sei sich einig gewesen, dass hier das Thema Hass im Netz aufgearbeitet werde und zeige, „wie dieser Hass von mehr oder weniger Rechtsradikalen bewusst für die Durchsetzung von politischen Zielen genutzt wird“, würdigte Sachsen-Anhalts Justizministerin Anne-Marie Keding den Preisträger. Der Film ist das Ergebnis einer einjährigen Undercover-Recherche in rechten Trollnetzwerken.

„Stegemann beweist, dass Hass eine reale zerstörerische Kraft besitzt, auch wenn sie im virtuellen Raum entfesselt wird“, betonte die Ministerin. Besondere Aktualität erhalte das Thema schließlich dadurch, dass es bereits in Wahlkämpfen eine Rolle gespielt habe und die Frage im Raum stehe, ob in künftigen Wahlkämpfen die „hate communities“ das Wort führten. „Ein spannendes Thema, toll aufbereitet“, so Anne-Marie Keding in ihrer Laudatio.

Als zweiter Preisträger wurde Tobias Großekemper in der Kategorie Print ausgezeichnet. „Die im Dunkeln sieht man nicht“ war sein Beitrag überschrieben, der in der Dortmunder Lokalausgabe der „Ruhr Nachrichten“ erschienen ist. Der Lokaljournalist habe die Entwicklung im rechten Spektrum seit 1982 aufgezeigt, lange bevor der Nationalsozialistische Untergrund mit seinen Morden begann, würdigte ihn Uwe Gajowski, Vorsitzender des sachsen-anhaltischen Landesverbandes des Deutschen Journalistenverbandes (DJV). „Vor allem aber wirft der Beitrag ein Licht auf die rechten Netzwerke, die sich über Jahrzehnte inmitten der Zivilgesellschaft weitgehend ungestört entwickeln konnten.“ Zudem zeige der Beitrag, welche Möglichkeiten der Lokaljournalismus hier biete.

Die Preisträger

Tobias Großekemper ist ein klassischer Lokalreporter – abgesehen von Sport- und Kulturberichterstattung gibt es wenige Themenfelder, mit denen er sich noch nicht beschäftigt hat. Außer dem Thema Rechtsextremismus liegt ein weiterer Fokus seiner Arbeit auf der Immobilienwirtschaft. Seit 2009 arbeitet er in der Dortmunder Lokalredaktion der „Ruhr Nachrichten“, die vom Medienhaus Lensing herausgegeben werden. Zuvor war er ab 2004 in verschiedenen Positionen als Redakteur für das Medienhaus tätig.

Patrick Stegemann lebt und arbeitet als freier Journalist, Formatentwickler und Redakteur für multimediale Inhalte in Berlin. Für seine Arbeit erhielt er u.a. den Reporterpreis und wurde mit dem 3. Platz des „Otto Brenner Preises“ unter dem Titel „Kritischer Journalismus – Gründliche Recherche statt bestellter Wahrheiten“ ausgezeichnet. Zuvor entwickelte er u.a. für DLF Nova die tägliche Radiokolumne „Zeitmaschine“, die er ein Jahr lang redaktionell leitete.

Journalistenpreis “Rechtsextremismus im Spiegel der Medien”

Der Journalistenpreis “Rechtsextremismus im Spiegel der Medien” ist bereits zum sechsten Mal verliehen worden. Eine Jury hatte die Sieger aus bundesweit mehr als 30 Einsendungen ermittelt. Ausgelobt worden war der Preis vom Ministerium für Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt, vom Deutschen Journalistenverband Sachsen-Anhalt und der Landeszentrale für politische Bildung. Gewürdigt werden damit herausragende Reportagen und Berichte, die sich mit dem Themenkreis rechte Gewalt, Rechtsextremismus und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit auseinandersetzen. Der Preis ist mit insgesamt 3.000 Euro dotiert, unterteilt in einen Preis für Beiträge in Printmedien und einen Preis für Beiträge in elektronischen Medien.