Jugendliche verstehen die Sprache der Politiker nicht – Freiwillige diskutieren mit Ministerpräsident Haseloff

von 2. Juli 2012

Eine Mehrheit von Jugendlichen im Alter von 16 bis 19 Jahren versteht die Sprache  der deutschen Politiker nicht. Dies sei auch ein Grund dafür, warum sie sich selbst nicht politisch engagierten. Zu diesem Ergebnis kam 2011 eine Untersuchung von Wissenschaftlern der Berliner Hochschule für Kommunikation und Design im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung. Danach sind fast 60 Prozent davon überzeugt, dass Politiker absichtlich eine abgehobene Sprache benutzten. Viele der befragten Schülerinnen und Schüler im Alter von 16 bis 19 Jahren empfinden die häufigen rhetorischen Floskeln und beschönigenden Begriffe in Politikerreden als unehrlich oder sogar als Lüge. Auch die Abläufe des politischen Geschäfts sind für die meisten nicht nachvollziehbar. Zeit etwas zu ändern. Diese Zahlen und Fakten haben zwei Freiwillige der internationalen Jugendgemeinschaftsdienste e.V. (ijgd) aus Wittenberg zum Anlass genommen, insgesamt 46 Jugendliche zwischen 14 und 17 zu befragen, wie Politik verständlicher werden kann. Lukas Kiepe und Johannes Neumann absolvieren zur Zeit ihr Freiwilliges Soziales Jahr im politischen Leben an der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt e.V. in Wittenberg. „Unser Projektziel ist es, sprachliche Hürden abzubauen und die Schülerinnen und Schüler für eine kritische Auseinandersetzung mit Politik und Medien zu sensibilisieren“, erklärt Lukas Kiepe. Heute präsentierten mehr als 40 Schülerinnen und Schüler aus Halle und Wittenberg dem Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt ihre Ergebnisse. „Ich finde euer Projekt toll. Durch euer Engagement zeigt ihr, dass ihr Politik verstanden habt und wisst worum es geht“, berichtet Ministerpräsident Haseloff den Schülerrinnen und Schülern. Die jungen Menschen diskutierten gemeinsam mit Reiner Haseloff über den Fiskalpakt, Pro und Contra von Volksentscheidungen und die aktuellen Diätenerhöhungen. Besonders hitzig wurde über die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre diskutiert. Während der Ministerpräsident dafür plädiert, die 18 als Wahlalter beizubehalten, stimmten die Schülerinnen und Schüler für eine Herabsetzung. Ihre Handlungsempfehlungen enthalten unter anderem Wünsche und Aufforderungen, was in den Bereichen Politik, Medien und Bildung besser gemacht werden sollte oder stärker als bisher fortgeführt werden muss, damit Jugendliche sich mehr für Politik interessieren und diese besser verstehen.