Kader, Halbstarke und Revolutionäre

von 8. November 2009

20 Jahre ist es her, als in Berlin die Mauer fiel, als Günter Schabowsky seine legendäre Pressekonferenz abhielt. Und auch in Halle (Saale) gingen damals die Menschen auf die Straße. Doch wie war das in der DDR? Damit hat sich der 10. Stadtgeschichtstag am Samstag im Volkspark unter dem Motto „Kader, Halbstarke und Revolutionäre“ beschäftigt.

Thema dabei unter anderem Smog, Waldsterben, saurer Regen. Das gab es offiziell in der DDR nicht. Doch die Umweltverschmutzung hatte erhebliche Ausmaße angenommen. Umweltbibliotheken und Umweltgruppen bildeten sich, meist unter dem Dach der Kirche. Hans-Joachim Plötze, Mitarbeiter der Stasi-Unterlagen-Behörde, hatte sich der Thematik angenommen und in den Archiven der Staatssicherheit gewühlt. Die Repressionspolitik und -strukturen der sowjetischen Besatzungsmacht in Halle zwischen 1945 und 1953 hatte Daniel Bose aufgearbeitet. Von „Presley-Jüngern“ und „Gammlern“ berichtete Wiebke Janssen. Die Leipzigerin hatte sich mit der SED und den Jugendkulturen in den 1950/60er Jahren beschäftigt. Mit Niethosen und langen Haaren.

Und auch der Nachwuchs hat sich am Stadtgeschichtstag engagiert. 18 junge Hallenser waren beim Nachwuchsforum Geschichte der Schülerakademie in den Franckeschen Stiftungen dabei, angeleitet von 5 Tutoren vom Institut für Geschichte. Wendezeiten-Wendegeschichten war das Motto. Die Themen haben sich die teilnehmenden Schüler dabei selbst ausgesucht. Benjamin, Daniel und Camillo widmeten sich dem Verfall und Verbau christlich bürgerlicher Bauten in Halle, hatten ihr Video „Ruinen schaffen ohne Waffen genannt“. Zu sehen gab es dabei Bilder der Franckeschen Stiftungen am Ende der DDR und zum Vergleich heute. Auch die sogenannte „Sichtachsentheorie“ wurde angesprochen. Kirchliche bauten sollten durch Plattenbauten verdeckt werden. Die SED-Propaganda und die Wirklichkeit nahmen sich Sebastian. Maximilian und Arne vor. Die Wohnverhältnisse in der Altstadt mit verfallenden Häusern waren dabei ebenso Thema wie die Arbeitsverhältnisse. Dabei kamen der frühere Kathi-Chef und ein LPG-Vorsitzender zu Wort. In einem Hörspiel hatten sich drei junge Mädchen der Punk-Bewegung als „Staatsfeind Nummer 1“ gewidmet. Zitate aus Stasi-Akten flossen hier auch mit ein.