Kaufkraftarmut in ärmsten Regionen am geringsten?

von 26. August 2014

Verschärft wird diese immerhin fragwürdige Darstellung durch die Annahme, dass im Osten die Preise generell um 5 % niedriger liegen, obwohl dieser Vergleich sowohl im Osten als auch im Westen nicht generalisiert werden kann, schließlich gibt es auch im Osten erhebliche Unterschiede zwischen dem Mietniveau von Potsdam und der Altmark.

Letztlich stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit solcher Vergleiche, denn eigenartigerweise ziehen die Menschen immer noch deutlich häufiger aus Sachsen-Anhalt nach Hamburg, als umgekehrt. Vielmehr ist doch richtig, dass niedrigere Preise gerade auf dem Wohnungsmarkt im Osten Ergebnis von Abwanderung und hohe Preise in Ballungsgebieten insbesondere im Westen Ergebnis von Zuwanderung sind. Diese Entwicklung würde bei einer ausgeglichenen Kaufkraftbilanz überhaupt nicht zu erklären sein. Regelrecht absurd wird die Schlussfolgerung der Studie, wenn sie das Armutsproblem in den Städten konzentriert sieht, während die ländlichen Regionen relativ günstig dastehen – und das in einer Phase, in der wir bundesweit die Situation haben, dass die Menschen aus ländlichen Räumen in Ballungsgebiete ziehen.

Völlig außer Acht lässt diese Studie, dass geringere Preise für Dienstleistungen und geringere Löhne in einer Region in einem unmittelbaren Zusammenhang stehen und letztlich nicht die Sicherung der Lebensqualität zum Ausdruck bringen, sondern dazu führen, dass höherwertige Dienstleistungen von Markt verschwinden und dass Investitionen beispielsweise im Wohnungsbereich unterbleiben.

Nach der Logik des Institutes wäre die Kaufkraftarmut wahrscheinlich in den ärmsten Regionen Europas am geringsten. Da stellt sich nur die Frage, wann das Institut seinen Standort von Köln in die Uckermark verlegt. Schließlich könnte es dort ja die Kosten für Mieten und Personal unwahrscheinlich senken.

Für DIE LINKE bleibt es entscheidend, durch die Stärkung von Arbeitnehmerrechten und einer gezielten Sozial- und Wirtschaftspolitik die Kaufkraft in den ostdeutschen Ländern der des Westens real anzunähern. Dies ist der einzig vernünftige Weg, um Abwanderung – insbesondere den Verlust von kreativem Potential – nachhaltig zu stoppen.“