Knüppel, Kerzen, Dialog

von 15. November 2009

Am 9. November 1989 öffnete sich die Mauer zwischen der DDR und der Bundesrepublik, kein Jahr später war Deutschland vereint. 20 Jahre nach diesem einschneidenden Ereignis hat längst die Zeit des Erinnerns begonnen. Im Osten Deutschlands stößt man überall auf Dokumentationen, Berichte, Filme und Ausstellungen, die sich mit dem Ende der DDR beschäftigen und die das Jahr 1989 näher beleuchten.

Mit dem im Mitteldeutschen Verlag herausgegebenen Buch „Knüppel, Kerzen, Dialog“ wird am Beispiel der Stadt Magdeburg und des gleichnamigen Bezirkes deutlich, dass der Aufbruch 89 eine vom ganzen Volk im ganzen Land getragene Freiheitsbewegung war. Die beiden Autoren Wilfried Lübeck und Gerhard Ruden (Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen Sachsen-Anhalt) beleuchten dabei den Zeitraum bis zum 19. Dezember 1989, als der Sozialdemokrat Willy Brandt die Stadt Magdeburg besuchte.

Zunächst betrachten sie die DDR in den 80er Jahren, als Agonie, Stagnation und Reformunfähigkeit den Alltag bestimmten und die gesellschaftliche Entwicklung hemmten. Die Wirtschaft war am Boden, was man aber im SED-Politbüro in Berlin nicht wahrhaben wollte. So befand sich das Gesundheitswesen der DDR vor dem Kollaps.

Das Jahr 1988 machte die ganze Misere endgültig deutlich. Die Alternative war Anpassung, Verweigerung oder Opposition. Und so begann das Jahr mit einem politischen Paukenschlag, mit der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration in Berlin. Immer mehr Oppositionelle versammelten sich unter dem Dach der Kirche. Im Sommer 1989 – zwischen Wahlfälschung und Massenflucht – eskalierten die angestauten Probleme. Schließlich ging das Volk auf die Straße und erreichte mit Massendemonstrationen das Ende der SED-Herrschaft. Das Finale dieser historischen Ereignisse stellten die Runden Tische, die Stasiauflösung und die ersten freien Wahlen in der DDR dar.

„Knüppel, Kerzen, Dialog“ präsentiert eine komplexe Darstellung der Ursachen für das logische Ende eines Systems, das um der puren Macht willen keine andere politische Meinung zuließ. Anhand von zum Teil noch unerschlossener Aktenbestände wird der konkrete Ablauf der friedlichen Revolution im Bezirk Magdeburg dargestellt. In einem umfangreichen Dokumententeil (Rundschreiben, Lageeinschätzungen, Zeitungsausschnitte, Forderungspapiere usw.) werden die historischen Ereignisse in der Elbestadt vor 20 Jahren noch einmal nacherlebbar.

Manfred Orlick

Wilfried Lübeck / Gerhard Ruden
„Knüppel, Kerzen, Dialog – Die friedliche Revolution 1989/90 im Bezirk Magdeburg“
Mitteldeutscher Verlag Halle 2009, 19,90 €, 224 S., ISBN 3-89812-646-5